Francesca Meyer macht ein Diakonisches Jahr im Wittekindshof Nettelstedt

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Bad Holzhausen/ Nettelstedt (AM). Arbeiten im Wittekindshof - das wollte Francesca Meyer aus Bad Holzhausen auf keinen Fall. Sie war schon als Kind oft in Espelkamp-Benkhausen, weil mehrere Familienangehörige in der Diakonischen Stiftung arbeiten. Menschen mit Behinderung im Alltag und bei Festen zu erleben, war für Francesca Meyer nichts Ungewöhnliches. Ihre berufliche Zukunft hat die junge Frau dort trotzdem nicht gesehen. „Ich hatte einen Ausbildungsplatz als Hotelfachfrau. Aber das habe ich nach vier Tagen geschmissen. Das war alles ganz anders als im Praktikum. Hotel ist nichts für mich“, war sich die ehemalige Realschülerin sicher. „Das Diakonische Jahr war dann eine Notlösung“, gibt sie zu. Informationen um das Freiwillige Soziale Jahr der Evangelischen Kirche von Westfalen, das kurz Diakonisches Jahr genannt wird, hat sie von Nicole Schnepel bekommen. Die Diakonin ist in der Wittekindshofer Freiwilligenzentrale zuständig für das Diakonische Jahr und den Bundes-freiwilligendienst, bei dem auch in diesem Jahr auch für Kurzentschlossene noch Plätze frei sind.

Die Perspektive ein Jahr lang nicht zur Schule gehen zu müssen, hat Francesca Meyer gefallen. Die vier Seminare und der Workshop, an denen alle Frauen und Männer im Diakonischen Jahr teilnehmen müssen, hörten sich spannend an. Statt Klassenarbeiten und Prüfungen sollte es an den 25 Bildungstagen um Austausch und Erfahrungen beispielsweise über Aggressionen, Gesprächsführung oder Informationen über Krankheitsbilder und Therapieansätze gehen. Das Workshopthema sollten die Teilnehmer selbst festlegen mit vielen Möglichkeiten zwischen Meditation, Segelschein und Erlebnispädagogik.
Francesca Meyer erinnert sich noch gut an das mehrstündige Bewerbungsverfahren im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen  Kirche von Westfalen in Schwerte. Ihr Wunsch, nicht mit Kindern zu arbeiten, ging in Erfüllung. Ihr Einsatzort für das Diakonische Jahr ist das Wittekindshofer Haus Fernblick in Lübbecke-Nettelstedt. Francesca Meyer gefiel es sofort, dass die Frauen und Männer mit Behinderung im Alter von Anfang 20 bis über 70 Jahren hier mitten im Dorf leben. „Am Anfang haben mich die Bewohner getestet. Wie weit sie bei mir gehen können. Ich war froh, dass immer Kollegen in der Nähe waren“, berichtet Meyer, die mit der Zeit gelernt hat, wie sie am besten mit schlechter Laune, Streit  und Aggressionen umgehen kann. „Die Mitarbeiter haben mir immer geholfen und mir viel erklärt. Manches lernt man auch einfach nebenbei  - auch die Verständigung ohne Worte, weil einige Bewohner kaum sprechen können“, erklärt Meyer, über deren Entwicklung sich auch die Kollegen sehr positiv äußern: „Sie fragt und ist interessiert. Ihre Motivation und ihr Engagement haben nicht nachgelassen, sondern deutlich zugenommen“, erklärt Katrin Thielking, die als stellvertretende Bereichsleitung im Haus Fernblick tätig ist.

Mittlerweil kann Francesca Meyer gut verstehen, warum ihre halbe Familie im Wittekindshof arbeitet: „Nasse Hosen zu wechseln, ist für  mich schon lange nicht mehr schlimm. Aber das allerbeste sind die total genialen Augenblicke. Die Menschen hier können überfröhlich sein, wie ich es noch nie erlebt habe. Wenn wir etwas zusammen machen, macht das einfach nur Spaß!“

Die Notlösung Diakonisches Jahr nach der abgebrochenen Ausbildung hat sich für Francesca Meyer zu einer Zukunftsperspektive entwickelt: „Wenn ich könnte, würde ich noch ein Diakonisches Jahr machen, aber jetzt werde ich in die Ausbildung einsteigen. Erst als Sozialassistentin, um anschließend die Ausbildung als Heilerziehungspflegerin zu machen. Den Ausbildungsplatz am Berufskolleg Wittekindshof habe ich schon. Schade ist nur, dass ich das tolle Team im Haus Fernblick verlassen muss.“

Diakonisches Jahr und Bundesfreiwilligendienst im Wittekindshof
Der Wittekindshof hat zwischen Rahden und Oberhausen über 60 Einsatzstellen für das Diakonische Jahr und den Bundesfreiwilligendienst in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Freizeit und Tagesstrukturierenden Angeboten. Es sind noch Plätze frei. Die Frauen und Männer arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, sind sozialversichert und erhalten eine monatliche Vergütung und Fahrkosten. Beginn ist jeweils zum 1. August, 1. September oder 1. Oktober. Noch sind Plätze frei. Auskünfte erteilt: Diakonin Nicole Schnepel, Freiwilligenzentrale Wittekindshof, Telefon: (05734) 61-24 63 oder <link>freiwilligendienste@wittekindshof.de