"Endlich"

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Über 1000 Menschen sind bei einer großer Impfaktion im Wittekindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen und in Minden immunisiert worden.

Bad Oeynhausen/Minden/Kreis Minden-Lübbecke (JP). "Endlich", ruft Ursula Kruck erleichtert und zeigt stolz ihr Pflaster am linken Oberarm. All die Angst und Aufregung vor der Corona-Impfung sind verflogen. Kruck ist eine von mehr als 1000 Personen, die bei einer großangelegten Impfaktion im Wittekindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen und in Minden ihre Erstimpfung erhielt.

Geimpft wurden Frauen und Männer mit Behinderung, die Wittekindshofer Angebote nutzen, sowie Mitarbeitende, die im direkten Kontakt mit ihnen stehen.

Ursula Kruck, die von allen Uschi genannt wird, setzt sich nach ihrer Impfung zunächst noch etwas fassungslos auf einen der Stühle im Wartebereich der "Impfstraße 3" – einer von fünf, die allein in der Wittekindshofer Werkstatt an der Sonnenbrede eingerichtet wurde. Weitere Impfstellen sind im Haus Bethanien und dem Kontakt- und Informationszentrum (KIZ) in Volmerdingsen, eine weitere im Wittekindshofer Wohnhaus an der Pöttcherstraße in Minden.

"Ich will das Virus nicht haben"

Vor Glück steht Uschi Kruck mittlerweile ein breites Grinsen im Gesicht: "Ich habe so Angst vor Spritzen. Aber dann war es gar nicht so schlimm. Habe ich kaum gemerkt, ein kleiner Piks", betont die 61-Jährige für die nicht zur Diskussion stand, sich impfen zu lassen: "Ich will das Virus nicht haben."

Wie allen 18- bis 64-Jährigen wird Kruck der Impfstoff von Astra-Zeneca injiziert.  Frauen und Männer über 65 Jahre erhalten und Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren erhalten das Biontec-Vakzin.

"Seit dem 8. März wird die Prioritätsstufe zwei geimpft, zu der die Eingliederungshilfe gehört. Wir alle, Mitarbeitende sowie Klienten und Klientinnen, haben sehnlichst auf diesen Tag gewartet. Dass es nun so schnell ging, damit haben wir nicht gerechnet. Umso glücklicher sind wir, dass ein Großteil der Menschen, die unsere Angebote im Kreis Minden-Lübbecke nutzen, und zusätzlich viele Mitarbeitenden die erste Impfung erhalten können", betont Elke Ruthenkolk, zuständige Ressortleiterin für Arbeit, Bildung und Gesundheit im Wittekindshof.

Ein Mammut-Projekt

Es sei eine logistische und organisatorische Herausforderung gewesen. Ein Mammut-Projekt, das innerhalb von wenigen Tagen auf die Beine gestellt wurde: "Eine echte Gemeinschaftsleistung von allen Beteiligten. Ich fühle mich beschenkt, wenn ich sehe, wie alle zusammen einen reibungslosen Ablauf ermöglichen."

Damit es zu keiner Durchmischung der unterschiedlichen Gruppen kommt, ist bis ins Detail geplant, wann und wo welcher Wohnbereich an der Reihe ist. Die einen kommen zu Fuß, die anderen werden mit Bullis gefahren – immer in Begleitung erfahrener und vertrauter Mitarbeitenden, die die Menschen mit Behinderung im Vorfeld auf diesen Tag vorbereitet haben: Was passiert da? Warum werde ich gepiks und in welchen Arm möchte ich die Impfung erhalten?

Vorfreude auf den Piks

Die Vorfreude auf den kleinen Piks ist deutlich zu spüren. "Jetzt wird geimpft", schallt es aus einer Fußgängergruppe, die auf dem Weg in die Betriebsstätte Sonnenbrede ist. "Impfen", ruft jemand wie einen Schlachtruf hinterher.

"Der Impfstoff kam pünktlich um 8.15 Uhr. Danach wurde er von Fachkräften aufgezogen und um 9.40 Uhr konnten die Impfungen starten", sagt Geschäftsbereichsleiter Andreas Nettingsmeier, der gemeinsam mit seinen Leitungskollegen der Werkstatt den Ablauf eng begleitet und am Ende des Tages noch bis fast Mitternacht mit Kolleginnen und Kollegen in der Werkstatt sitzen wird, um erforderliche Listen mit Namen, Chargennummer der Impfung und Impforten auszuwerten und unter anderem an das Robert-Koch-Institut (RKI) zu übermitteln.

Zwei Tage Vorbereitung

Nur zwei Tage hatte die Stiftung Zeit, den großen Impftag vorzubereiten. Wie viele Menschen mit und ohne Behinderung die Immunisierung erhalten sollen, wurden zuvor an die zuständigen Stellen übermittelt. Am Nachmittag des Impftages stellt sich heraus, dass es schneller läuft, als geplant und noch Kapazitäten frei sind, um Menschen das Vakzin von Astra-Zeneca zu verabreichen, die im Stadtgebiet Bad Oeynhausen, in Espelkamp, Rahden oder Lübbecke leben. "Die Mitarbeitenden haben super reagiert und schnellstmöglich Transporte organisiert", lobt Ruthenkolk.

Nun plane man die nächsten Impfungen, damit auch die restlichen Personen, die es möchten, im Altkreis Lübbecke geimpft werden. "Wir sind guter Dinge, dass es nicht mehr lange dauern wird", sagt die Ressortleiterin.