"Wir bestimmen mit" Wittekindshofer Werkstattrat setzt sich für Belange von Menschen mit Behinderung ein

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Der Gesamtwerkstattrat der Wittekindshofer Werkstätten in Ostwestfalen (von links): Christian Andree, Alexa Jürgens, Christoph Müller, Stefanie Sonntag-Büsing, Axel Fründ, Melanie Backs und Michael Paech sowie die Frauenbeauftragte der Werkstätten, Melanie Beeken, setzen sich für die Belange und Interessen von Menschen mit Behinderung ein.

Bad Oeynhausen/Löhne/Espelkamp (ACL). Gibt es eigentlich so etwas wie einen Betriebsrat in Werkstätten für Menschen mit Behinderung? Ja, den Werkstattrat. Er tritt für die Belange von Menschen mit Behinderung ein. Warum sie dieses Amt ausführen und was ihre Ziele sind, erzählen die Mitglieder des Wittekindshofer Gesamtwerkstattrates Ostwestfalen:

"Wir sagen unsere Meinung. Wir sind da, wenn es Probleme gibt", erklärt Melanie Backs. Sie ist bereits zum dritten Mal Teil des siebenköpfigen Gremiums. Es setzt sich aus gewählten Vertretern der Werkstatträte in den acht Betriebsstätten zusammen, die die Diakonische Stiftung Wittekindshof in Ostwestfalen betreibt. Auch Stefanie Sonntag-Büsing ist es wichtig, Ansprechpartnerin vor Ort zu sein. Neben ihrer Tätigkeit im Gesamtwerkstattrat ist sie Vorsitzende im Werkstattrat der Espelkamper Betriebsstätten GAZ und Benkhausen. Ihr bereite es Freude, sich für ihre Kolleginnen und Kollegen einzusetzen. "Ich mache die Arbeit gerne. Wir lernen viel dazu. Zum Beispiel, wie wir uns einbringen können und wo wir mitreden können", sagt Stefanie Sonntag-Büsing.

Mitbestimmung bei Arbeitszeit, Entgelte und Verpflegung

Als Interessenvertretung muss der Werkstattrat angehört werden und seine Zustimmung ist zwingend erforderlich, etwa bei der Festlegung von Beginn und Ende der Arbeitszeit, in Fragen der Verpflegung oder der Gestaltung der Entgelte. Bei Baumaßnahmen oder der Einführung neuer Arbeitsmethoden kann der Rat zudem mitwirken und seine Meinung äußern. Um alle Beschäftigten in den Werkstätten über seine Arbeit und seine Zuständigkeiten zu informieren, hat der Rat ein Info-Plakat erstellt. Dieses soll nun Einzug in die Betriebsstätten halten.

Für Christoph Müller ist es die erste Amtszeit. 2021 hat er sich für die Wahl, die alle vier Jahre stattfindet, aufstellen lassen – und gewonnen. Nun ist er nicht nur Ratsvorsitzender in der Betriebsstätte Ulenburg in Löhne, sondern auch Teil des Gesamtrates. "Das ist neu für mich, das habe ich vorher noch nicht gemacht." Doch die Rückmeldungen seiner Kolleginnen und Kollegen hätten ihn in seinem Vorhaben bestärkt. Und: "Ich kann gut mit Leuten reden." Auf die Beschäftigten zuzugehen sei wichtig.

Das weiß auch Michael Paech. Er hat sich für den Bau eines Bushäuschens an der Pfarrer-Krekler-Straße in Volmerdingsen eingesetzt. "Damit die Leute nach der Arbeit nicht im Regen stehen, wenn sie auf den Bus warten. Und Leute, die nicht so lange stehen können, sollen sich dort hinsetzen können", bekräftigt er. Auch Axel Fründ hat sich Ziele für seine erste Amtszeit im Werkstattrat gesetzt: "Ich will die Salatbar nach Corona zurück in die Werkstatt-Kantine holen."

"Vorbild für andere"

Um über diese und andere Vorhaben und Themen zu sprechen, trifft sich der Werkstattrat regelmäßig. Mit dabei ist auch Melanie Beeken, Frauenbeauftragte für alle Beschäftigten in den Wittekindshofer Werkstätten in Ostwestfalen. Sie ist zwar kein offizielles Mitglied, kann aber innerhalb der Sitzungen Vorschläge unterbreiten. Auch Alexa Jürgens bringt sich ein. Sie kommuniziert via Talker. Den Sprachcomputer steuert sie mit ihren Augen. "Ich sehe mich auch als Vorbild für andere, die Hilfsmittel nutzen, um sich zu verständigen", sagt sie. Ein wichtiges Anliegen für sie und ihre Mitstreiter ist die Digitalisierung in den Werkstätten. "Wir wollen WLAN in allen Betriebsstätten", fasst Christian Andree zusammen. Er ist Vorsitzender des Werkstattrates und hat feste Bürozeiten, in denen er sich ausschließlich um Ratsangelegenheiten kümmern kann. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig digitale Kommunikation sei. Nicht nur, um in Kontakt zu bleiben, sondern auch, um sich während der Arbeit abzustimmen, wenn die Pandemielage es auf direktem Wege nicht zulasse.

Die Wittekindshofer Werkstätten

Die Wittekindshofer Werkstätten sind anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). In zwölf Betriebsstätten in Gronau, Bad Oeynhausen, Löhne, und Espelkamp arbeiten über 1.100 Beschäftigte. Sie erhalten zudem Weiterbildungen oder nutzen weitere Qualifizierungsangebote. Acht der Betriebsstätten befinden sich in Ostwestfalen: die Betriebsstätten Sonnenbrede, Langenhagen sowie die Manufructur auf dem Gründungsgelände, die Betriebsstätte am Vorwerk in Volmerdingsen, die Betriebsstätte MeHoTec (Metall-Holz-Technik) an der Dornenbreite in Werste, die Betriebsstätte Ulenburg in Löhne sowie die Betriebsstätten Benkhausen und GAZ in Espelkamp.