Wiedersehen im Haus Goldkreuz

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Haus Goldkreuz war über hundert Jahre ein Wohnhaus für Frauen und wenige Jahre auch für Männer mit Behinderung. Dann mussten alle ausziehen wegen erhöhter Sicherheitsauflagen. Aus Bewohnerzimmern sind Unterrichtsräume und Büros entstanden. Jetzt waren ehemalige Bewohnerinnen zu Gast.

"Da ist ja Renate. Wie schön, wo hast Du deinen Bruder gelassen?" Mit diesen Worten begrüßt Rosel Masurat Renate Kaslonek. Früher haben die beiden Frauen im Haus Goldkreuz gewohnt. Jetzt sind sie in das fast 130 Jahre alte Backsteinhaus zu Besuch gekommen. Das ehemalige Wohnhaus wird als Schul- und Bürogebäude genutzt.

Es fehlt, was das alte Zuhause ausgemacht hat

In einer Etage sind moderne Unterrichtsräume für das Evangelische Berufskolleg entstanden. In der oberer Etage Büros und Besprechungsräume für die Schulleitung und die Öffentlichkeitsarbeit. Für die Büros wurden keine Wände verändert. Trotzdem fällt den ehemaligen Bewohnerinnen das Wiedererkennen schwer. Das was ihr altes Zuhause ausgemacht hat fehlt: das Bett, der Sessel, die Bilder an der Wand, die Badewanne in der Badestube. Auch das Esszimmer mit dem großen Balkon hat sich als Besprechungsraum total verändert. Noch schwerer ist es im Berufskolleg. Wände zwischen ehemaligen Bewohnerzimmern wurden entfernt, um moderne Unterrichtsräume zu schaffen. Nur die Toiletten und der Aufzug sind gut wiederzuerkennen. Sie sehen exakt so aus wie früher.

Wiedergesehen genossen

Die Mitarbeitenden der Tagesstrukturierenden Angebote, die als Begleitungen mit ins Goldkreuz gekommen sind, überlegen gemeinsam, wer früher in welchem Zimmer gewohnt hat. Die ehemaligen Bewohnerinnen genießen das Wiedersehen. Wehmütig berichtet Renate Kaslonek, dass sie aus dem Goldkreuz ausziehen musste. Das Haus konnte wegen erhöhter Sicherheitsauflagen nicht länger als Wohnhaus für Menschen mit Behinderung genutzt werden. Renate Kaslonek ist zusammen mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern nach Rahden gezogen: "In Rahden ist es schön. Da will ich nicht mehr weg. Nur zu Besuch. Ich will doch meine Freundin wiedersehen", erklärt Kaslonek und umarmt Inga Maacke, die neben ihr sitzt.

Beim Kaffeetrinken im Besprechungsraum werden Geschichten von früher erzählt und vor allem Erinnerungen an ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner ausgetauscht, die schon gestorben sind. Zu ihnen gehört die damals älteste Bürgerin Bad Oeynhausene, die im Goldkreuz im Alter von 106 Jahren gestorben ist, oder die ersten Männer, die in das als "Mädchenwohnheim" 1887 gebaute Haus nach der Jahrtausendwende eingezogen sind.

Der Abschied fällt vor allem den Freundinnen nicht ganz leicht. "Wir kommen Euch besuchen... und grüß schön Deinen Bruder", nehmen die Gäste aus Rahden mit auf den Weg, als sie das Goldkreuz verlassen.