Wer bekommt wieviel? Wittekindshof bildet als eine der ersten diakonischen Einrichtungen Spenden-Beiräte

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Bad Oeynhausen (JP). Jedes Jahr unterstützen hunderte Personen, Unternehmen, Stiftungen und Vereine die Arbeit der Diakonischen Stiftung Wittekindshof mit Geld- und Sachspenden, Fördermitteln, Kollekten sowie Geldauflagen. Ein großer Teil der Gelder ist dabei zweckgebunden. Aber allgemeine Spenden können nach Bedarf eingesetzt werden. Bis 2022 wurde diese Verteilung allein von der Geschäftsführungskonferenz vorgenommen. Seit diesem Jahr bereiten aber die Menschen die Entscheidung vor, für die das Geld gespendet wurde: Als eine der ersten diakonischen Einrichtungen hat der Wittekindshof Spenden-Beiräte gebildet und eingesetzt, deren Mitglieder alle eine Beeinträchtigung haben.

Sven-Peter Trame ist Mitglied im Spenden-Beirat in der Region Ostwestfalen: „Ich finde es super, dass wir da jetzt mitentscheiden können“, sagt der junge Mann, der unter anderem Wohnangebote des Wittekindshofs nutzt. Zu den Aufgaben der zukünftig insgesamt drei Spenden-Beiräte – einer für Ostwestfalen, einer für die Region Rhein-Ruhr und einer für das westliche Münsterland – gehört zum einen die Verteilung der allgemeinen Spenden aus dem Vorjahr. Jeweils zu Anfang eines jeden Jahres sollen diese an Bereiche und für Projekte verteilt werden. „Wir haben dabei im Blick, was gebraucht wird und auch hilfreich ist“, erklärt Sven-Peter Trame.

„2023 war ein Jahr der Erprobung. Wir haben erstmals Beiräte in Bad Oeynhausen und Gronau gegründet und mussten gemeinsam lernen, wie diese funktionieren“, berichtet Fundraising-Referentin Eva-Maria Kern, die mit ihrer Kollegin Katharina Prüßner, zuständig für das Fördermittel-Management, die Beiräte unterstützt hat. Obwohl alle Beteiligten nicht genau wussten, was sie erwartet, sei die Stimmung bei den Treffen locker, offen und interessiert gewesen. „Die Beiratsmitglieder haben sich im Vorfeld gut vorbereitet und sich in den Werkstätten und Wohnbereich umgehört, welche Anschaffungen oder Projekte umgesetzt werden sollen“, sagt Eva-Maria Kern. Standpunkte seien souverän dargestellt, teilweise auch heiß diskutiert worden, alle hätten einander zugehört und am Ende seien die Beiräte gemeinsam zu einer Entscheidung gekommen. „Das waren richtig spannende Diskussionen und wir haben gute Projekte ausgesucht, die Geld bekommen. Nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei“, sagt Sven-Peter Trame.

Über 21.346,13 Euro entschieden

21.346,13 Euro allgemeine Spenden aus dem Jahr 2022 standen insgesamt zur Verteilung bereit. Der Spenden-Beirat für die Kreise Minden-Lübbecke und Herford verteilte 6.000 Euro an drei Projekte: 700 Euro für eine elektrische Töpferscheibe, 1.200 Euro für die Ausstattung des Ruheraums in der Werkstatt Ulenburg und 4.100 Euro für ein elektrisches Tandem-Fahrrad für den Wohnbereich am Neinstedter Weg. 

Ebenfalls 6.000 Euro verteilte der Spenden-Beirat Gronau an vier regionale Projekte: 850 Euro für ein Tablet für die Johannesschule, 1.800 Euro für einen Ruhesessel in der Werkstatt, 1.250 Euro für die Ausstattung des Snoezelen-Raums der Kita Scheelenkamp und 2.100 Euro für Bierzeltgarnituren für gemeinsame Feste in Gronau und Ahaus.

Im Kinder- und Jugendparlament Volmerdingsen, das in der Erprobungsphase ebenfalls beteiligt war, war die Ausrichtung ein wenig anders. Die jungen Menschen planten die Umsetzung eines konkreten Spenden-Projektes: Eine Freifläche im Kinder- und Jugendbereich soll ein Ort für Entspannung, Begegnung und Bewegung für alle anwohnenden Kinder und Jugendlichen werden. Die gesammelten Ideen: ein Kletterturm, Sitzmöglichkeiten, ein Sandspielkasten und eine barrierefreie Schaukel, die auch Kinder im Rollstuhl nutzen können. Knapp 10.000 Euro aus den allgemeinen Spenden bilden den Grundstock für diese Umgestaltung. „Es fehlen noch mindestens 20.000 Euro“, betont Eva-Maria Kern. „Ein bisschen Arbeit liegt also noch vor uns.“

Beratung bei Spenden-Projekten

Neben der Verteilung der nichtzweckgebundenen Spenden ist eine weitere wichtige Aufgabe der Beiräte die Beratung bei der Entwicklung und Formulierung von Spenden-Projekten im Wittekindshof. „Damit schaffen wir eine neue Möglichkeit der Partizipation. Die Beiräte bringen die Perspektiven, Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung ein. Sie sind Experten in eigener Sache und unsere Auftraggeber. Die Spenden, die der Wittekindshof sammelt, sollen so eingesetzt werden, wie sie es sich vorstellen“, betont auch Vorstand Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke. Daher sei die Bestätigung aller Vorschläge der Spenden-Beiräte durch die Geschäftsführungskonferenz nur reine Formsache gewesen. „Weiterhin haben wir entschieden, dass ab jetzt in jedem Jahr die Spenden-Beiräte den Beschluss über die Verteilung der allgemeinen Spenden vorbereiten werden.“