"Genau mein Ding" Freiwilliges Soziales Jahr an der Johannesschule: Drei junge Menschen berichten

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Gronau (ACL). Über sieben Millionen Menschen leben in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens. In Gronau sind es 35.000 Einwohner. "Das ist schon eine Umstellung", räumt Miyerlandi Cristancho ein und lacht. Seit 2021 lebt die 23-Jährige im Münsterland und absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Wittekindshofer Johannesschule.

"Ich wollte meine Deutschkenntnisse verbessern. Deshalb habe ich mich bei der Evangelischen Kirche von Westfalen für ein Diakonisches Jahr beworben", sagt Miyerlandi Cristancho. Denn sie hat schon genaue Zukunftspläne: "Ich will Kinderspielzeuge entwerfen und entwickeln." Ein Bachelor-Studium im Produktdesign hat sie bereits abgeschlossen, im Herbst soll ein Master-Studium in Deutschland folgen. "Die Arbeit an der Johannesschule macht mir Spaß – auch wenn ich vorher noch gar keine Erfahrungen in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen hatte", sagt sie und fügt hinzu: "Hier habe ich natürlich direkten Zugang zu vielen Lernspielzeugen und erfahre, wie sie im pädagogischen Alltag eingesetzt werden."

Fünf Plätze pro Jahr

Insgesamt fünf FSJ-Plätze werden jedes Jahr an der Johannesschule vergeben. Die Freiwilligen unterstützen in den Klassen, die in der Regel von zwei Lehrkräfte sowie eine Integrationskraft unterrichtet und begleitet werden. "Das kann aber auch variieren, so dass wir uns sehr über die Unterstützung der FJSler und FSJlerinnen freuen. Unser Ziel ist es, jungen Menschen einen Einblick zu bieten und sie für soziale Berufe zu begeistern", sagt Christina Röschenkemper, stellvertretende Schulleiterin und zusammen mit Mirjam Bock Ansprechperson für das FSJ an der Johannesschule.

"Die Johannesschule ist bunt und vielfältig. Hier lernen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene verschiedenster Kulturkreise und Religionen", sagt Christina Röschenkemper. Einer der fünf FSJ-Plätze werde immer für Freiwillige aus dem Ausland reserviert. Junge Menschen etwa aus Österreich und der Mongolei haben in den vergangenen Jahren bereits ihren Dienst an der Förderschule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung für den Kreis Borken geleistet.

Familiäre Atmosphäre

Auch Kiyomi Böhm absolviert ihr FSJ an der Johannesschule. "Über eine Bekannte habe ich von der Schule erfahren und mich beworben. Nach einem Tag Hospitanz habe ich bereits gemerkt, dass das genau mein Ding ist", sagt die 18-Jährige aus Gronau. "Wir unternehmen viel an der frischen Luft. Es ist sehr familiär in den Klassen", hat sie festgestellt. Zu den Aufgaben im FSJ gehört die Begleitung der Kinder und Jugendlichen im Schulalltag. Dazu kommen auch pflegerische Aufgaben, in denen die Freiwilligen geschult und begleitet werden.

Ein wichtiger Aspekt, findet Gesa Brockhues. Für die 18-jährige Gronauerin stand nach dem Abitur fest, dass sie zunächst ein FSJ absolvieren wollte, um sich zu orientieren. "Im Herbst würde ich dann gerne Sozialpädagogik studieren", sagt sie. Bei der Körperpflege oder beim Toilettengang helfen – das habe sie zunächst Überwindung gekostet. "Ich finde aber, dass viel mehr Menschen solche Erfahrungen sammeln sollten, um zu wissen, was Pflege eigentlich bedeutet."

So geht es auch ihrer FSJ-Kollegin Kiyomi Böhm. "Die Unterstützung bei der Körperpflege war am Anfang für mich das Herausforderndste. Ich finde es aber wichtig. Schließlich können wir uns alle mal in einer Situation wiederfinden, in der wir auf die Hilfe von anderen angewiesen sind."

Diakonisches Jahr

Das Diakonisches Jahr ist als Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) anerkannt. Es richtet sich an junge Menschen zwischen 17 und 26 Jahren und dauert zwölf Monate. Das Diakonische Jahr kann auch als Bundesfreiwilligendienst absolviert werden. Die Diakonische Stiftung Wittekindshof ist als Einsatzstelle anerkannt und bietet eine große Auswahl an verschiedenen Praxisstellen – etwa in der Johannesschule, den Kindertagesstätten und Familienzentren in Gronau und Ahaus, den Tagesstrukturierenden Angeboten, oder in den unterschiedlichen Wohnbereichen.

Weitere Informationen zum FSJ an der Johannesschule gibt es bei Christina Röschenkemer; E-Mail: christina.roeschenkemper(at)wittekindshof.de. Die Bewerbung für ein Diakonisches Jahr ist an das Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen zu richten.