Aus dem GAZ in die ganze Welt Wittekindshofer Werkstätten fertigen Teile für Medizingeräte – drei CNC-Fräsen getauft

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Espelkamp (JP). Ein Stück vom Wittekindshof steckt an mehr Orten auf der Erde als man denkt: Weltweit befinden sich in Operationssälen und Krankenhäusern Bauteile, die von Menschen mit Behinderung in der Wittekindshofer Betriebsstätte im Gründer- und Anwenderzentrum (GAZ) in Espelkamp gefertigt wurden.

"Wir sind als Zulieferer unter anderem für große Medizintechnik-Hersteller tätig und stellen Komponenten für Tragarm- und Gelenksysteme her, die für medizinische Geräte wie etwa an drehbaren Bildschirmen und in Beatmungsgeräten verbaut werden. Mehr als 40.000 dieser Bauteile für Beatmungsgeräte haben wir alleine in diesem Jahr hergestellt", erklärt Stephan Nelke, zuständige Bereichsleitung der Wittekindshofer Werkstatt im GAZ. So stecke ein Stück Wittekindshof in unzähligen Geräten verteilt über den ganzen Globus.

Präzise Arbeiten

"Zu wissen, dass die Bauteile, die sie fertigen, für so wichtige Maschinen benötigt werden, ist für die Frauen und Männer mit Behinderung ein besonderes Gefühl. Sie sind stolz und ihre Arbeit erhält dadurch noch mehr Sinn", betont der Schlossermeister, der seit mehr als vier Jahren die Betriebsstätte leitet. Um solch komplexe und vor allem präzise Arbeiten auszuführen und Aufträge entsprechend zuverlässig abzuarbeiten, ist die Betriebsstätte maschinell gut ausgestattet: Drei CNC-Fräsen für Metallbauteile mit einer Bearbeitungsgröße von bis zu 1,5 Metern Länge und 0,6 Metern Breite und Höhe werden von Menschen mit Behinderung bedient.

"Auch hier übernehmen wir Zuliefererarbeiten. Es entstehen unter anderem Wandkonsolen für Beschattungssysteme wie Rollladen und Markisen. Dafür sind Fräs-, Bohr- und Gewindeschneidarbeiten mit hoher Genauigkeit gefragt. Schließlich soll das Endprodukt einwandfrei funktionieren", erklärt Nelke. Auf dem halbautomatischen Schweißdrehtisch in der Werkstatt entstehen Maschinenfüße für Förderanlagen: "Da darf natürlich nichts wackeln."

40 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung gibt es im GAZ. Die Spannbreite der möglichen Einsatzgebiete reicht von leichten bis schwereren Steck- und Montagearbeiten bis hin zu den komplexen Schweiß- und Frästätigkeiten: "Wir bieten hier im GAZ attraktive, anspruchsvolle und sinnstiftende Arbeitsplätze. Mit den Maschinen und zeitgemäßer Technologie ermöglichen wir es den Beschäftigen, Produkte in der Genauigkeit und Qualität zu fertigen, wie sie von unseren Kunden erwartet wird. So sorgen wir auch für eine gesicherte Beschäftigung in unseren Werkstätten", betont Bernd Wlotkowski, zuständiger Geschäftsbereichsleiter der Wittekindshofer Werkstätten. "Wir sind ein zuverlässiger Partner für die Industrie in der Umgebung, arbeiten 'just in time' und bieten individuelle Lösungen an."

In der Corona-Krise hätten die Beschäftigten gezeigt, wie flexibel sie sind: "Manche Aufträge sind wie auch in vielen anderen Betrieben weggebrochen, etwa im Verpackungsbereich. Dafür kamen neue, wie die Teile für die Medizingeräte, hinzu. Wir haben unter enormen Zeitdruck ein neues Produkt eingeführt. Die Männer und Frauen mit Behinderung wurden schrittweise in die Fertigung eingearbeitet – und das sehr erfolgreich", lobt Stephan Nelke.

Emma, Molly und Frau Mahlzahn gehören zum "Team GAZ"

Zum Dank für das Engagement haben er und Bernd Wlotkowski zu einer Feier eingeladen. "Was wir gemeinsam im vergangenen und in diesem Jahr in Zeiten der Corona-Krise geleistet haben, war spitze. Ihr habt alle mitgezogen. Dafür bin ich dankbar", richtet Nelke seine Worte an die versammelte Mannschaft und überreicht jedem und jeder ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Team GAZ". "Das fördert das Gemeinschaftsgefühl noch mehr. Obwohl das nach den vergangenen Monaten bereits enorm groß ist."

Für drei Team-Mitglieder gibt es allerdings kein T-Shirt – dafür aber eine Taufe. Emma, Molly und Frau Mahlzahn heißen nun die drei CNC-Fräsmaschinen, die im GAZ im Einsatz sind. Die Idee stammt von den Beschäftigten. "Ich habe eine Fräse immer 'meine Emma' genannt. Das fanden die anderen gut", sagt Katharina Quambusch. Der Name Emma bürgerte sich ein. Kurzerhand setzte sich der gewählte Werkstattrat zusammen und machte zehn Namensvorschläge, aus denen die Beschäftigten ihre Top 3 auswählen konnten. Das Rennen machten – Jim Knopf lässt grüßen – Emma, Molly und Frau Mahlzahn. "Gemeinsam mit dem Werkstattrat haben wir entschieden, dass die Namen auch auf die Maschinen geklebt werden", erklärt Stephan Nelke und enthüllt mit Helene Teske feierlich den Schriftzug "Frau Mahlzahn". Anschließend wird gemeinsam gegrillt und gefeiert.