Wittekindshof baut Gesundheitszentrum Stiftung sorgt für medizinische Versorgung im ländlichen Raum – Öffnung des Gründungsgeländes

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Ortsbesichtigung: Architekt Jörg M. Henke (von links), kaufmännischer Vorstand Marco Mohrmann, Regionalgeschäftsführerin Angelika Heudtlaß und Vorstandssprecher Prof. Dr. Dierk Starnitzke stehen an der Fläche auf der die Diakonische Stiftung Wittekindshof ein Gesundheitszentrum errichten wird. Sie befindet sich zwischen der Pfarrer-Krekeler-Straße, der Sonnenbrede und der Bäckereistraße und ist aktuell noch ein Parkplatz.

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (JP). Weg von einem Sondergebiet, hin zu einem inklusiven Quartier, das für alle Menschen offen ist: Seit dem Erstellen des Masterplans 2012 als Baustein der Gesamtstrategie der Diakonische Stiftung Wittekindshof ist es erklärtes Ziel, das Gründungsgelände in Volmerdingsen zu öffnen. Nun stehen wegweisende Entwicklungen an.

„Wir wollen den Wittekindshofer von einer diakonischen Komplexeinrichtung im Sinne einer ehemaligen Anstalt hin zu einem regional tätigen Förderer der Inklusion entwickeln. Dabei steht insbesondere die Öffnung des bislang noch zweckgebundenen Gründungsgeländes im Fokus“, betont Vorstandssprecher Prof. Dr. Dierk Starnitzke. Um die Durchlässigkeit des Geländes weiter zu fördern, wird die Stiftung auf der Fläche zwischen der Pfarrer-Krekeler-Straße, der Sonnenbrede und der Bäckereistraße, wo sich aktuell noch ein Parkplatz befindet, ein Gesundheitszentrum errichten.

„Unser Anliegen ist es, für Menschen mit und ohne Behinderungen eine optimale medizinische Rundumversorgung in direkter Nähe zum Wohnort zu sichern“, sagt Angelika Heudtlaß, zuständige Regionalgeschäftsführerin des Wittekindshofs. Das Gesundheitszentrum integriere und kombiniere in einem modernen Gebäudekomplex Arztpraxen vieler Fachbereiche mit anderen Anbietern aus dem Gesundheitswesen. „Obwohl jeder Dienstleister fachlich, organisatorisch und wirtschaftlich unabhängig und selbstständig arbeitet, verfolgen alle das gemeinsame Ziel, nämlich die inklusive und barrierearme medizinische Versorgung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung“, betont Angelika Heudtlaß.

100-prozentige Tochter der Stiftung

In das Gesundheitszentrum, das in einer eigenen GmbH als 100-prozentige Tochter der Stiftung gegründet wird, um die fachliche Unabhängigkeit auch organisatorisch abzubilden, werden die Praxis für hausärztliche Versorgung von Anke Richter-Scheer, eine Kinderarzt-Praxis sowie die therapeutischen Praxen für Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie des Wittekindshofs einziehen. Weitere Mieter werden der ambulante Pflegedienst Wittekindshof, der Psychologisch-pädagogische Fachdienst des Wittekindshofs und die Kaiser-Apotheke unter der Leitung von Dr. Klaus König sein. Das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB), das 2017 von der Stiftung eingerichtet wurde, wird ebenfalls Teil des neuen Gesundheitszentrums. Es ergänzt die haus- und fachärztliche Regelversorgung von Menschen mit Behinderungen bei entsprechender medizinischer Indikation um eine spezialisierte interdisziplinäre Behandlung.

Mit der Neugründung des Gesundheitszentrums leiste der Wittekindshof einen entscheidenden Beitrag zu mehr Inklusion – auch im medizinischen Bereich. Es erfolge eine Ablösung des Sondersystems – mit Institutsermächtigung und Krankenhilfepauschale – hin zu einer wohnortnahen Regelversorgung für Menschen mit Beeinträchtigung. „Die medizinische Versorgung vieler Klientinnen und Klienten in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford wurde fast 30 Jahre über eine pauschale Sonderermächtigung sichergestellt. Diese exklusive Sonderermächtigung wird es zukünftig nicht mehr geben, da sie weder politisch gewollt, noch auskömmlich finanziert ist. Menschen mit Beeinträchtigung sollen dieselben Leistungen im Regelsystem erhalten wie Menschen ohne Beeinträchtigung“, betont Angelika Heudtlaß. Die Sonderermächtigung stamme aus einer Zeit, in der das Regelsystem noch nicht auf die spezifischen Bedarfe von Menschen mit Beeinträchtigung ausgelegt war. Das habe sich geändert. Vor diesem Hintergrund werde diese Sonderermächtigung, die zum Ende des Jahres ausläuft, nicht noch einmal verlängert.

Reibungslosen Übergang ins Regelsystem

„Das bedeutet aber nicht, dass wir unsere Klientinnen und Klienten nun ohne Versorgung lassen“, sagt die Regionalgeschäftsführerin. Die Frauen und Männer werden zukünftig nach den Bestimmungen des ambulanten Regelversorgungssystems medizinisch versorgt – so wie dies im Bereich der weitergehenden fachärztlichen Versorgung (Gynäkologie, Urologie, Orthopädie, Kinder- & Jugendpsychiatrie, Zahnmedizin etc.) bereits von Anfang an geschehe. „Anlässlich der bevorstehenden Veränderungen haben wir bereits Maßnahmen ergriffen, um einen möglichst reibungslosen Übergang vom Sondersystem ins Regelsystem sicherzustellen“, führt Angelika Heudtlaß aus. Außerhalb des Gründungsgeländes würden bereits etwa 500 Menschen mit Beeinträchtigung von niedergelassenen Kinder-, Haus- und Fachärztinnen und -ärzten für Psychiatrie versorgt. Dies geschehe bisher auf Basis von Kooperationsvereinbarungen. „Wir sind mit diesen Ärzten im Gespräch und zuversichtlich, dass sie die Klientinnen und Klienten auch unter den Bedingungen des Regelversorgungssystems weiterbehandeln werden. Für die Klientinnen und Klienten würde sich dann nichts ändern“, so Heudtlaß.

Auf dem Gründungsgelände würden bereits 250 Erwachsene mit Beeinträchtigung über eine Kooperationspraxis ärztlich versorgt, etwa 550 Frauen und Männer von angestellten Ärztinnen und Ärzten des Wittekindshofes. „Die Hausarztpraxis Anke Richter-Scheer in Volmerdingsen hat aber bereits signalisiert, dass sie bereit wäre, auch diese Klientinnen und Klienten hausärztlich zu versorgen, sofern dies von ihnen gewünscht sei“, stellt die Regionalgeschäftsführerin in Aussicht. Zudem unterstütze der Bau des Gesundheitszentrums den Übergang zur Regelversorgung.

„Integratives Quartier“

Neben dem Gesundheitszentrum ist die Erschließung und Veräußerung von Bauland ein weiterer entscheidender Schritt hin zu einem „integrativen Quartier“ (IQ). Um dies zu ermöglichen, hat die Stiftung bei der Neuaufstellung des Regionalplans für Ostwestfalen-Lippe, der als Grundlage für Bauleitpläne der Kommunen gilt, beantragt, den Status des Sondergebiets für das Gründungsgelände aufzuheben. „Der Sonderstatus hat uns viele Jahre vor Fremdnutzung geschützt, die nicht dem Stiftungszweck – also der Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung – diente. Aber auch unsere Entwicklungsmöglichkeiten waren eingeschränkt. Zum 1. Januar fällt dieser Status und wir werden ‚integratives Quartier‘– ein historischer Schritt für den Wittekindshof, auf dessen Grundlage wir unsere strategischen Ziele in Richtung Inklusion auf dem Gründungsgelände weiterverfolgen können“, erklärt Dr. Dierk Starnitzke. Als erste Maßnahme sollen dann rund 11.000 Quadratmeter Bauland unterhalb der Wiehengebirgsstraße, der ehemaligen Lamawiese, entstehen. Etwa 8300 Quadratmeter werden an die Stadt verkauft, die diese dann vermarktet und veräußert. Gut 2600 Quadratmeter wird der Wittekindshof behalten.