„Krisen können auch Spaß machen“ Warum sich ein angehender Heilerziehungspfleger für die Ausbildung entschieden hat

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Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke (ACL). „Toll, dass du diesen Job machst, aber ich könnte das nicht!“ Wenn es einen Satz gibt, den Paul Schwarz nicht mehr hören kann, dann ist es dieser. Und der angehende Heilerziehungspfleger hört in ziemlich oft. „Praktisch jedes Mal, wenn ich auf neue Personen treffe, die null Berührungspunkte zu Pflege oder sozialer Arbeit haben. Dabei haben die Leute häufig keine Ahnung vom Job, oder Kontakt zu Menschen mit Beeinträchtigung“, sagt der 25-Jährige, der derzeit seine Ausbildung am Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof absolviert.

Der Pflegebedarf in Deutschland wächst. Doch immer weniger Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung in der Pflege. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes werden bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Warum hat sich Paul Schwarz entgegen des aktuellen Trends für die Ausbildung entschieden? „Puh, gute Frage“, sagt der gebürtige Hammer und lacht. „Pflege und Berufe im Sozialwesen brauchen mehr Wertschätzung. Die meiste Anerkennung kommt aus den Teams der Wohnbereiche selbst und den Menschen, die wir unterstützen.“ Bereut habe er es dennoch nicht, die Ausbildung als Heilerziehungspfleger begonnen zu haben. „Ich wollte mehr aus mir herauskommen, extrovertierter und kontaktfreudiger werden. Da lag es nahe, direkt mit Menschen zu arbeiten. Also ins kalte Wasser zu springen und sich der Herausforderung stellen. Und ich habe festgestellt, dass mir die Arbeit liegt und Spaß macht.“ 

„Man kann die schönste Zeit haben“

Paul Schwarz befindet sich mittlerweile in den letzten Zügen seiner dreijährigen Ausbildung, die auch einen hohen Praxisanteil beinhaltet. „Ich konnte also schon in verschiedene Bereiche reinschauen, lernen und mitarbeiten, auch beim Wittekindshof. Und ja, es gibt schwierige Zeiten, man muss auch am Wochenende arbeiten oder an den Feiertagen. Aber wenn man sich mit dem Team versteht, mit den Klientinnen und Klienten, also den Menschen mit Beeinträchtigung, die beispielweise im Wittekindshof unterstützt werden, dann kann man die schönste Zeit haben, selbst an Weihnachten.“ Und er hat festgestellt: „Krisen können auch Spaß machen. Als Fachkraft wird man natürlich gefordert, körperlich und mental. Aber es ist richtig schön, gemeinsam eine Krise zu meistern und zu sehen, dass man dem Menschen helfen konnte. Und dieser Mensch erlebt, dass jemand für ihn da ist, ihn unterstützt und begleitet. Das spornt mich fachlich auch an“, sagt Paul Schwarz.

All das lerne er während seiner Ausbildung am Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof. „Ich fühle mich dadurch gut aufs Berufsleben vorbereitet und habe während der Ausbildung die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und zu netzwerken.“ Für sein Abschlussprojekt erarbeite er aktuell Entspannungsübungen, um Männern und Frauen aus Krisen zu helfen. „Wenn man es schafft, das in den Alltag zu integrieren, kann das auf lange Sicht einen sehr positiven Effekt haben“, ist der angehende Heilerziehungspfleger überzeugt, der nach seiner Ausbildung gerne beim Wittekindshof tätig sein möchte.

Hervorragende Aufstiegschancen

„Soziale Arbeit und Pflege haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Denn es ist eine Arbeit für und mit Menschen, die mittlerweile auch angemessen vergütet wird. Und gerade in der Heilerziehungspflege gibt es hervorragende Aufstiegschancen in einem vielfältigen und interessanten Tätigkeitsfeld“, sagt Uwe Vogelpohl, Leiter des Berufskollegs.

Gemeinsam mit den Lehrkräften und Studierende wird er am Samstag, 17. Februar, Interessierten Rede und Antwort stehen, wenn das Berufskolleg seine Türen öffnet. Auch Paul Schwarz wird als Schulsprecher dabei sein. Von 10 bis 12 Uhr erhalten Schüler und Schülerinnen, die ihren Abschluss bald in der Tasche haben, aber noch nicht genau wissen, was sie beruflich machen möchten oder konkrete Fragen zu ihrem Wunschberuf haben, Einblicke ins Berufskolleg am Gerhard-Brandt-Haus, Pfarrer-Krekeler-Straße 9 in Bad Oeynhausen.