"Bereit für neue Aufgaben" Wittekindshof verabschiedet Geschäftsbereichsleiter Diakon Klaus Jurczewski in den Ruhestand

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Gronau (JP). "Wenn Not am Mann ist, rufen wir dich an“, sagt Michael Bleiber scherzend zu Klaus Jurczewski. Doch ob der Diakon da zukünftig Zeit für hat, bleibt abzuwarten. Denn nach fast 42 Jahren im Dienst der Diakonischen Stiftung Wittekindshof ist der Geschäftsbereichsleiter nun in den Ruhestand verabschiedet worden. Jetzt will er abschalten, Abstand zur Arbeit gewinnen und sich um ein paar kaputte Motorräder in seiner Garage kümmern.

"Das hast du dir nach all den Jahren auch verdient. Wir danken dir für deinen unermüdlichen Einsatz für die Stiftung und insbesondere für die Menschen mit Behinderung, die wir unterstützen und deren Wohl und Interessen du immer im Blick hattest", findet Michael Bleiber, zuständige Ressortleitung für die Wittekindshofer Angebote im westlichen Münsterland, lobende Worte zum Abschied.

Noch gut könne er sich an die seine erste Begegnung mit Klaus Jurczewski erinnern. Bleiber war damals für die Wittekindshofer Werkstätten verantwortlich, Jurczewski im Wohnbereich tätig: "Es war immer ein sehr kooperatives und gemeinschaftliches Wirken", betont Bleiber. Diakon Jurczewski habe mit seiner kontinuierlichen Arbeit, Offenheit und Kritikfähigkeit maßgeblich zur Weiterentwicklung des Wittekindshofs beigetragen. "Du warst bereit für neue Aufgaben und Ziele  und hast weder Zeit noch Mühe gescheut, um den Menschen wirklich gerecht zu werden", fasste der Ressortleiter zusammen.

Als Ausdruck des Danks und der Wertschätzung seines Einsatzes erhielt der Neu-Ruheständler bereits 2020 zu seinem 40-jährigen Dienstjubiläum das Goldene Kronenkreuz mit Urkunde der Diakonie. Mehrere Jahre war Jurczewski im ostwestfälischen Bad Oeynhausen tätig, absolvierte eine Erzieher- und Diakonenausbildung, ehe er in seine Geburtsstadt Gronau zurückkehrte und später berufsbegleitend Sozialpädagogik in Enschede studierte.

Als Geschäftsbereichsleiter war er zuletzt für die Annaheime und weitere Wittekindshofer Wohnangebote verantwortlich, die knapp 200 Frauen und Männer mit Behinderung in Gronau nutzen. "Es war viel Aufbruchsstimmung in all den Jahren", erinnert sich Klaus Jurczewski. Die individuellen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung seien immer mehr in den Fokus gerückt. Für die einen sei so viel Privatsphäre, Individualität und Geborgenheit wie möglich geschaffen worden, für andere stand der Umzug in die eigene Wohnung und damit ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit im Mittelpunkt. Auch im Seniorenalter sei vielen Frauen und Männern noch der Umzug in die eigenen vier Wände ermöglicht worden – mit jeweils passender Unterstützung.

Neben der Ambulantisierung brachte Klaus Jurczewski seine Erfahrung beim Aufbau eines eigenen Kinder- und Jugendbereiches in Gronau ein. Es begann mit einer Notaufnahme dreier Geschwister. Schnell sprach sich insbesondere unter Angehörigen, deren Kinder die Wittekindshofer Johannesschule besuchten, herum, dass der Wittekindshof nun auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Wohnen unterstützt. Die Anfragen von Eltern, die einen Wohnplatz für ihr Kind suchten, wurden immer mehr. Daher wurde zunächst eine Wohngruppe im Matthias-Claudius-Heim an der Losserstraße eingerichtet, es folgte jeweils eine weitere Gruppe in der Brookstraße und der kleinen Brookstraße. Doch nicht alle Anfragen konnten bedient werden. Deshalb wurde der Bau eines barrierefreien Kinder- und Jugendhaues an der Königstraße geplant und umgesetzt, dessen Projektleitung Klaus Jurczewski übernahm.

Zudem wurden im Laufe der Jahre die Angebote für Menschen mit außergewöhnlich intensivem Unterstützungsbedarf spezialisiert – darunter Menschen mit Fetalem Alkoholsyndrom, dem seltenen Prader-Willi-Syndrom oder zusätzlichen schweren psychischen Erkrankungen. "Dazu hast du beigetragen", würdigt Michael Bleiber Jurczewskis Verdienste.

"Ich habe heute so viel Lob und gute Worte gehört. Das freut mich natürlich. Aber warum sagen wir uns immer erst beim Abschied, was man an einander mag und schätzt? Das sollte man sich viel häufiger im Alltag sagen", findet der Jubilar noch einmal nachdenkliche Worte zum Abschied. Er gehe mit dem berühmten "weinenden und lachendem Auge", er habe der Stiftung viel gegeben, aber die Stiftung und insbesondere die Menschen haben auch ihm viel gegeben. Nun sei Zeit für neue Führungskräfte, die neue Veränderungen bringen: Seinem Nachfolger Joscha Springer, der nicht an der Verabschiedung teilnehmen kann, wünscht er daher alles Gute.