Wittekindshof nimmt Flüchtlinge auf Unterstützung für Kirchengemeinde: 45 Menschen aus der Ukraine ziehen ins Marthahaus

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Bad Oeynhausen-Volmerdingsen/Hille (JP). 45 Frauen, Männer und Kinder aus der Ukraine sind Anfang der Woche auf das Gründungsgelände der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen gezogen. Zuvor lebten die Geflüchteten in Privatfamilien und wurden von der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Hartum unterstützt. Diese benötigte nun Hilfe bei der Unterbringung der Menschen.

"Wir sind sehr dankbar", sagt Pastor Klaus Enns von der Freikirchlichen Gemeinde. Seit knapp sechs Wochen begleiten Klaus Enns und sein Bruder Wilhelm Enns sowie ihre Frauen Larissa und Anita die Menschen, von denen etwa zwei Drittel gehörlos sind. Der Kontakt zu einer Gehörlosen-Gemeinde in der Ukraine bestehe seit vielen Jahren, berichtet Familie Enns. Ein Gehörlosen-Chor sei ein bis zwei Mal im Jahr in den Kreis Minden-Lübbecke gekommen und habe Gottesdienste gestaltet.

"Hals über Kopf geflohen"

"Zu Beginn des Kriegs erhielten wir dann einen Anruf der Gemeinde, die fragte, ob wir helfen können", erinnert sich Wilhelm Enns, der Gebärdendolmetscher ist. Ursprünglich sollten knapp 40 Menschen kommen. Es wurden mehr als 80. "Sie sind Hals über Kopf geflohen", sagt Wilhelm Enns. Die Evangelische Freikirche organisierte die Unterbringung der Flüchtlinge privat, stieß jedoch im Laufe der Wochen an ihre Grenzen. Die Stadt Minden half und stellte Wohnraum für gut 40 Personen zur Verfügung. "Dann haben wir uns an das Land gewandt, das uns den Wittekindshof vermittelt hat", sagt Klaus Enns. Er habe schon vorher darüber nachgedacht, sich an die Stiftung zu wenden, sich aber als Privatperson mit solch einem Anliegen nicht getraut. Zu Unrecht, wie Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, theologischer Vorstand des Wittekindshofs, bei der Begrüßung deutlich macht. "Es ist unser diakonischer Auftrag, Menschen zu helfen", betont Starnitzke.

"Ich heiße Sie alle herzlich Willkommen bei uns", so Starnitzke, der die entsprechende Gebärde, die er sich vorher von Klaus Enns zeigen ließ, in Richtung der ukrainischen Frauen, Männern und Kinder macht. Zudem überreicht er Süßigkeiten als erste Nervennahrung sowie Brot und Salz symbolisch für das Lebensnotwendige und die nötige Würze im neuen Heim. "Sie haben Schreckliches erlebt und können hier nun hoffentlich weiter zur Ruhe kommen und diese Dinge verarbeiten." Anschließend überreicht er Pastor Enns die Hausschlüssel und begleitet die Gruppe Geflüchteter, mit Koffern und vollgepackten Einkaufstüten anreisten, in ihre neue Unterkunft.

Mitarbeitende und BWW leisten Beitrag

Innerhalb kürzester Zeit habe die Stiftung das Marthahaus auf dem Gründungsgelände bezugsfertig gestaltet. Viele Mitarbeitende leisteten ihren Beitrag. Der Hausmeisterservice beispielsweise sorgte für ausreichend Betten, die Wäscherei lieferte Betten und Handtücher und die Großküche versorgte die Gäste am Einzugstag mit Mittagessen und Abendbrot. Ein Psychologe, der sein Büro im Marthahaus hat und russisch spricht, wird für Fragen ansprechbar sein. Zudem wurden Waschmaschinen und Reinigungsmaterial wie Staubsauger organisiert, damit die Familien so unabhängig wohnen können wie es geht.

Das Bildungswerk Wittekindshof (BWW) hat zudem einen besonders schmackhaften Willkommensgruß vorbereitet. "Wir wollten die Menschen begrüßen. Deshalb haben wir alkoholfreie Cocktails zubereitet und Muffins, Spritzgebäck und Osterlämmer gebacken", sagt Torben Hellmann. Er absolviert eine Ausbildung zum Beikoch. Unterdessen befüllen die angehenden Hauswirtschafterinnen Dafina Bega und Vivien Sophie Paradies die Gläser mit fruchtigen Cocktails. Begleitet werden die Teilnehmenden von Ausbildungsleiter Christoph Dapper: "Der Krieg in der Ukraine ist auch im BWW Gesprächsthema. Deshalb ist es den Teilnehmenden eine Herzensangelegenheit, einen kleinen Beitrag zu leisten, um die Ukrainerinnen und Ukrainer hier bei uns willkommen zu heißen."

Weitere Informationen zur Hilfe für Menschen aus der Ukraine gibt es hier.