"Wir schätzen den Einsatz sehr" Lernen auf Distanz für Kinder mit Behinderung: Eltern und Lehrer schildern Alltag mit iPads und Lernpaketen

Weitere Meldungen ansehen:

Lernen auf Distanz für Kinder mit Behinderung: Eltern und Lehrer schildern Alltag mit iPads und Lernpaketen

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen / Kreis Minden-Lübbecke (JP). "Lena ist in Zeiten des Distanzlernens keinen Schritt zurückgegangen, ganz im Gegenteil: Sie hat viel dazu gelernt. Ich muss den Lehrern ein großes Lob aussprechen", sagt Kerstin Busse. Ihre Tochter Anna-Lena besucht die Schule Wittekindshof und ist eine Schülerin, die ein von Landesmitteln angeschafftes iPad für den Distanz-Unterricht erhalten hat.

41 iPads konnte Schulleiter Andreas Becker-Brandt durch die Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen für die Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige sowie körperlich-motorische Entwicklung kaufen.

Bestandteil des Unterrichts

"Die digitalen Medien sind zu einem neuen, modernen Bestandteil des Unterrichts geworden. Zwar hoffen wir, mit sinkendem Inzidenzwert, bald eine Art Wechselunterricht in der Schule aufnehmen zu können und den Kindern und Jugendlichen halbwegs normale Strukturen zu bieten, aber bis dahin setzen wir unter anderem auf die Tablets", so Becker-Brandt.

Bereits die Hälfte der Computer sei ausgeteilt worden an Schülerinnen und Schüler, die entweder bei ihren Eltern im gesamten Kreis Minden-Lübbecke oder in Wittekindshofer Wohnhäusern in Volmerdingsen leben. Den Kindern und ihren Eltern wurde der Umgang mit den Geräten im Vorfeld erklärt.

Individuell zusammengestellt

Anna-Lena Busse arbeitet bereits mit dem Tablet beim Lernen zuhause. "Es macht ihr richtig Spaß. Lena sagt zwar, dass es auch anstrengend ist, aber sie gibt sich sehr viel Mühe und hat schon viel gelernt", berichtet Mutter Kerstin Busse. Jede Woche erhält Familie Busse ein Lernpaket für Anna-Lena, das Lehrerin Christina de Jager individuell für sie zusammengestellt hat.

"Die Lehrer sind unglaublich engagiert. Wir erhalten sämtlich Materialen für alle Fächer, so dass niemand auf einen Drucker angewiesen ist, Links zu Konferenzen für Einzel- und Kleingruppen-Unterricht, Sportvideos, Koch- und Bastelanleitung, alles wird abgedeckt", so Busse.

"Liebevolle Mühe"

"Es wird transparent und mit liebevoller Mühe alles für die Schülerinnen und Schüler mit ihren besonderen Unterschiedlichkeiten vorbereitet", findet auch Mutter Friederike Meißner aus Minden, deren Tochter Madeleine ebenfalls die Schule Wittekindshof besucht und derzeit zuhause unterrichtet wird.

"Wir schätzen den engagierten Einsatz der Lehrkräfte sehr", betont Meißner. Sie sehe die Mühe und den enormen Aufwand, der hinter den individuellen Lernpaketen stecke. Für die Online-Konferenzen, bei denen die Mutter ihre Tochter etwa beim Starten des Tablets und bei der Einwahl unterstützt, wurden Zeiten abgestimmt, damit Eltern begleiten können.

"Die Lehrer erklären, welche Aufgaben in der Woche zu erledigen sind, stehen für Rückfragen zur Verfügung. Diese festen Absprachen, Transparenz und ein gemeinsamer Wochenabschluss mit der gesamten Klasse online bieten feste Strukturen. Das ist alles gut durchdacht, das ist Luxus, den ich genieße. Denn ich weiß, dass es auch anders laufen kann", sagt Friederike Meißner.

Regelmäßige Updates vom Klassenhund

Madeleines Lehrerin habe sich beispielsweise extra das Lieblingsbuch der 18-Jährigen gekauft, ihr daraus vorgelesen und regelmäßig berichtet Christina de Jager vom Klassenhund Harvey, den Madeleine besonders in ihr Herz geschlossen hat und vermisst. "Die Lehrer geben alles, um die jahrelang aufgebaute Beziehung zu den Jungen und Mädchen aufrecht zu erhalten. Das ist absolut lobenswert", so Meißner.

Anna-Lena Busse kommt aufgrund der örtlichen Nähe zur Schule gelegentlich sogar in den Genuss, mit Hund Harvey und ihrer Lehrerin spazieren zu gehen. "Alles mit Abstand und FFP2-Maske natürlich", betont Kerstin Busse. "Das genießt Lena sehr und wir schätzen diesen Einsatz."

Lernpakete ins Haus

98 Jungen, Mädchen und Jugendliche, die bei ihren Eltern wohnen, besuchen die Schule Wittekindshof. Weitere 88 Schülerinnen und Schüler leben in Wittekindshofer Wohnhäusern auf dem Gründungsgelände in Volmerdingsen. Auch sie erhalten Lernpakete ins Haus, nutzen die iPads mit unterschiedlichen Apps. Zudem werden sie in den Wohngruppen von Integrationshelfern beim Unterricht begleitet.

Alice Krahl, die im Haus Münster in Volmerdingsen lebt, sowie andere Schülerinnen und Schüler benutzen das iPad hauptsächlich für den Mathematik und Deutschunterricht. Punktuell auch für den Sachkundeunterricht. Dafür stehen verschiedene Apps, teilweise auch im Offline-Modus, zur Verfügung.

"Die Jungen und Mädchen sind sehr motiviert, mit den Apps zu lernen. Addition und Subtraktion mit kleinen und großen Zahlen können geübt und vertieft werden. Es ermöglicht das selbständige Lernen und gleichzeitig die Überprüfung. Das gilt auch für das Lesen und Schreiben", führt Lehrerin Marita Horst-Marquardt aus.

Die Tablets seien seit etwa zwei Wochen in der Wohngruppe im Einsatz: "Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich im Umgang damit sehr sicher, da sie es vorher in der Schule schon mit uns geübt haben."