Inge Grabein ärgert sich nicht Ehrenamt: Lübbeckerin bietet Spielenachmittage im Wittekindshofer KIZ an

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Lübbecke (ACL). Heike Machatschek schiebt die rote Figur beiseite. "Du musst wieder zurück, Inge", sagt sie und lacht. Inge Grabein seufzt.

Dann räumt sie das Spielfeld für die grüne Figur frei. "Schon wieder geschlagen. So geht es immer", sagt die 63-Jährige. Die Niederlage im Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen nimmt die Lübbeckerin mit Humor. Schließlich tritt sie Woche um Woche erneut gegen die Besucherinnen und Besucher des Wittekindshofer Kontakt- und Informationszentrums (KIZ), Am Markt 20, an und verbringt Zeit mit ihnen. Ehrenamtlich.

"Ehrenämter gehören zu meinem Leben dazu, das ist für mich nichts Besonderes", sagt Inge Grabein, die sich unter anderem als Übungsleiterin für Sportförderung im TuS Lübbecke engagiert. Für Miriam Kempa ist Inge Grabeins Engagement dagegen durchaus etwas Besonderes. "Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die Zeit mit Menschen mit Behinderung verbringen wollen. Inge hat keine Berührungsängste und immer ein offenes Ohr für unsere Gäste." Die KIZ-Leiterin schätzt die offene Art der Lübbeckerin, mit der sie Menschen begegne, die von der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Lübbecke unterstützt werden und zu den regelmäßigen Besucherinnen und Besucherin im KIZ zählen. Einmal wöchentlich bietet Grabein einen Spielenachmittag an. "Meistens spielen wir Mensch-ärgere-dich-nicht, und meistens verliere ich", sagt sie.

Baufortschritt beobachtet

Angefangen hat alles 2021: Immer wieder ist Inge Grabein am gelben Bauwagen an der Heinrich-Vormbrock-Straße in Lübbecke vorbeigekommen. „Ich gehe dort täglich mit meinem Hund Gassi und habe den Baufortschritt des Hauses mitverfolgt.“ Seit September 2020 hatte der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) dort ein Wohnhaus für Menschen mit geistiger Behinderung und Adipositas oder dem seltenen Prader-Willi-Syndrom (PWS) gebaut, um ihnen eine selbstständige Lebensführung zu ermöglichen. Bei PWS handelt es sich um eine genetisch bedingte Behinderung, die mit einer angeborenen Esssucht einhergeht und zu enormen gesundheitlichen Problemen führen kann. In diesem Frühjahr zogen dann die Mieterinnen und Mieter in das Haus ein, in dem die Diakonische Stiftung ein Service-Büro hat und die Frauen und Männer unterstützt.

Ein Herz gefasst

"Nachdem ich jeden Tag an der Baustelle vorbeikam, habe ich mir ein Herz gefasst und die Telefonnummer angerufen, die auf dem Bauwagen angeschlagen war", erinnert sich Inge Grabein. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Miriam Kempa. Die Wittekindshofer Mitarbeitende hat neben ihrer KIZ-Leitung auch das Bauprojekt als Quartiersmanagerin begleitet, um Kontakte zur Nachbarschaft zu knüpfen und Hemmschwellen abzubauen. "Zu dem Zeitpunkt war das Wohnhaus noch nicht fertiggestellt. Deshalb haben wir gemeinsam überlegt, wie und wo Inge sich ehrenamtlich engagieren kann und will." Inge Grabeins Wahl fiel auf das KIZ. Mittlerweile kennt sie viele der Stammgäste, darunter auch Heike Machatschek. "Ich komme gerne ins KIZ und spiele Mensch-ärgere-dich-nicht. Und manchmal gewinne ich auch", sagt sie verschmitzt. "Manchmal? Fast immer!", wirft Inge Grabein ein und lacht. "Aber es macht mir trotzdem viel Spaß."

Gemeinsam passendes Ehrenamt finden

"Und genau darum geht es: Das Ehrenamt soll Freude bereiten und zu einem passen", betont Sandra Pollex von der Wittekindshofer Freiwilligenzentrale. Insgesamt sind 300 Menschen für die Diakonische Stiftung Wittekindshof freiwillig im Einsatz. "Die Aufgaben sind vielfältig", weiß Pollex. Es reiche von punktuellen Engagements – etwa bei der Umgestaltung eines Gartens oder der Begleitung einer Ferienfreizeit – über gemeinsame sportliche Aktivitäten bis hin zu mehrfachen Spaziergängen in der Woche. "Ehrenamt beim Wittekindshof ist eine reine Zeitspende. Die Engagierten sind versichert und können Fahrtkosten beantragen, wenn sie mit dem Privatwagen unterwegs waren."

Kontakt

Wer sich ehrenamtlich für Menschen mit Behinderung engagieren möchte, erreicht Sandra Pollex von der Wittekindshofer Freiwilligenzentrale unter Telefon (05734) 61-2467 oder per E-Mail an freiwilligenzentrale@wittekindshof.de.