Immer im Sinne der Menschen mit Behinderung Wittekindshof verbabschiedet Ressortleiter Diakon Reiner Breder in den Ruhestand

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Vorstand Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke (von links) überreicht im Beisein des Leitungsteams bestehend aus Michael Bleiber, Elke Ruthenkolk, André Weber, Angelika Heudtlaß und Vorstand Marco Mohrmann die Ehrenurkunde der Diakonie Deutschland an Diakon Reiner Breder (vorne, rechts).

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke/Kreis Borken (JP). "Keinen Empfang, keine Lobhudelei", das hatte sich Diakon Reiner Breder zu seiner Verabschiedung gewünscht. So ganz um wohlwollende Worte, Grüße und Geschenke von Kolleg*innen, Weggefährt*innen und Freund*innen ist der Ressortleiter aber dann doch nicht herumgekommen. Zu viel hat er in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof geleistet, als dass er stillschweigend in den Ruhestand verabschiedet werden konnte. Bei all seinen Anstrengungen standen immer die Menschen mit Behinderung und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt.

"Da bin ich platt", sagt Diakon Reiner Breder, als Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, theologischer Vorstand der Stiftung, ihm während seiner Ansprache die Ehrenurkunde der Diakonie Deutschland überreicht. Sie wird durch den Präsidenten der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, nach mindestens 40-jähriger Dienstzeit verliehen. Doch Breder, der an seinem letzten Arbeitstag seinen 64. Geburtstag feiert, hat die 40 Jahre nicht erfüllt. "Davon bist Du noch fast sieben Jahre entfernt", betont Starnitzke. Doch auf seine persönliche Intervention hin habe sich Pfarrer Lilie überzeugen lassen, Diakon Breder ausnahmsweise diese Ehrenurkunde zu verleihen. "Er tut das auch in dem Bewusstsein, dass Du gerade in Deinem letzten Jahr mit Deinem treuen Dienst nicht nur den hier unterstützten Menschen und unserer Stiftung, sondern auch der Diakonie Deutschland einen besonderen Dienst erwiesen hast – vor allem mit Deinem unglaublich engagierten und erfolgreichen Einsatz in der Weiterentwicklung unserer Angebote", führt Starnitzke aus.

Beruf mit Erfüllung

"Du hast Deine Arbeit gemacht. Hast den Menschen gedient. Über 33 Jahre bist Du durch Deine verschiedensten Tätigkeiten im Wittekindshof den Menschen mit Behinderungen zu Diensten gewesen", fasst Starnitzke zusammen. Breder hatte Ende der 1980er Jahre, nach einer Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker und über elf Jahren Tätigkeit in der Industrie und dem Wehrdienst bei der Marine, bewusst den Weg aus dem Wirtschaftsleben in die kirchliche, soziale Arbeit eingeschlagen. Eine seelsorgerische und pflegerische Tätigkeit entspräche seinem Lebensziel und ein rein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgeübter Beruf bringe ihm keine Erfüllung, schrieb Reiner Breder 1988 in seiner Bewerbung zur Diakonenausbildung, für die er eine Ausnahmegenehmigung der Landeskirche erhielt, da er älter als 30 Jahre war.

Diakon Reiner Breder war im Gruppendienst tätig, baute maßgeblich die ambulanten Wohnangebote der Stiftung auf, ermöglichte später als Hausleitung erste Hochzeiten von Menschen mit Behinderung und als stellvertretende Personalleitung führte er die Personalentwicklung mit ein. Als Standortleitung und später als Ressortleitung in Gronau, war er viele Jahre das Gesicht der Stiftung im Kreis Borken, löste dort die Form des heilpädagogischen Kindergartens auf und etablierte ein kombiniertes Modell, in dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinschaftlich lernen. Zeitweise war er in Doppelfunktion als Ressortleitung tätig: für die Angebote im Kreis Borken und zeitgleich die Arbeitsangebote in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford.

"Und schließlich hast Du Dich auch noch in den letzten 15 Monaten für das äußerst schwierige Feld der Wohnangebote hier in Ostwestfalen in den Dienst nehmen lassen. Du hast treu immer wieder das getan, worum Dich die Leitung des Wittekindshofes gebeten hat. Und dabei bist Du Dir in Deinem selbst gesetzten Lebensziel auch immer wieder treu geblieben", lobt Starnitzke und zitiert aus der ersten Beurteilungen, die Breder 1989 von seinem Hausvater erhielt: "Bruder Breder hat sehr guten Kontakt zu unseren Patienten und zeigt viel Verständnis für deren Eigenarten"; "Im Pflegebereich setzt er sich voll ein um allen Behinderten in jeder Weise gerecht zu werden."; "Bruder Breder ist immer pünktlich im Dienst, umsichtig und sehr selbstständig in der Stationsarbeit. Er ist fleißig und gewissenhaft."; "Bruder Breder ist sehr hilfsbereit den Mitarbeitern gegenüber. Er sorgt auf der Station für gute Zusammenarbeit."; "Er ist sehr ausgeglichen und freundlich und in keiner Weise überheblich."

"Aus heutiger Sicht kann man sagen: Dieser Charakterisierung bist Du bis heute treu geblieben. Wir wünschen Dir, dass Du mit deiner Frau und Deiner großen Familie, die Dir ja sehr wichtig ist, noch viele schöne Jahre erleben kannst. Mit den Worten Jesu: 'Du hast getan, was Du zu tun schuldig warst.‘ Du hast das in hervorragender Weise in den verschiedensten Funktionen zum Wohle der von uns unterstützten Menschen, in großer Klarheit gegenüber den Mitarbeitenden und zur größten Zufriedenheit der obersten Leitung getan. Und bist dabei immer der bescheidene Diakon geblieben. Ich möchte Dich deshalb heute von Deinen Verpflichtungen gegenüber dem Wittekindshof freisprechen", so Starnitzke.

Das anschließende Spiel des Posaunenchores und ein Video mit Grußbotschaften von Wegbegleitern und -begleiterinnen rührten Diakon Reiner Breder sichtlich fast zu Tränen: "Meine ganze Dienstzeit stand der Mensch mit Behinderung im Mittelpunkt. Ich habe viele Freiheiten hier im Wittekindshof genossen und die Möglichkeit erfahren, neue Angebote entgegen des Mainstreams zu etablieren. Hier im Wittekindshof ist es möglich, Ideen, die im Zusammenhang mit den uns anvertrauten Menschen stehen, auch umzusetzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich euch vermissen werde – auch wenn ich meine Freiheit zunächst genießen werde", findet Breder abschließende Worte.

Nachfolge

Angelika Heudtlaß tritt die Nachfolge von Reiner Breder an, sie ist seit dem 1. März für die Diakonische Stiftung Wittekindshof tätig. Angelika Heudtlaß war zuletzt Geschäftsführerin der Stegerwald-Stiftung und ihrer Gesellschaften in Köln. Dort war sie unter anderem zuständig für die Umsetzung des neuen Bundesteilhabegesetzes (BTHG) die Reorganisation der Gesellschaften sowie die Gründung eines ambulanten Pflegedienstes. Die 58-Jährige ist examinierte Krankenschwester, Diplom-Pflegewirtin und hat einen Abschluss als Master of Health Business Administration.