"Hallo" in die Nachbarschaft Wittekindshof verteilt Infokarten zum LWL-Bauprojekt in Lübbecke

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Lübbecke (ACL). "Hallo! Wir sind neu im Quartier" steht auf der gelben Karte, die Miriam Kempa in einen Briefkasten einwirft. Schließlich gehört es zum guten Ton, sich in der Nachbarschaft vorzustellen. "In Zeiten der Pandemie sind wir natürlich vorsichtig. Aber trotzdem wollen wir mit den Menschen, die hier leben, ins Gespräch kommen", sagt die Wittekindshofer Mitarbeitende.

Sie ist Quartiersmanagerin an der Heinrich-Vormbrock-Straße in Lübbecke und verteilt derzeit Infokarten zum neuen Wohnhaus, das unter anderem für Männer und Frauen mit geistiger Behinderung und Adipositas oder dem seltenen Prader-Willi-Syndrom (PWS) entsteht. Bei PWS handelt es sich um eine genetisch bedingte geistige Behinderung, die mit einer angeborenen Esssucht einhergeht und zu enormen gesundheitlichen Problemen führen kann.

Hemmschwellen abbauen

Bis Dezember 2021 soll das Haus einzugsbereit sein. "Unser Ziel ist es aber jetzt schon, mögliche Hemmschwellen gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen und für Fragen und Hinweise ansprechbar zu sein. Vielleicht gibt es auch Menschen, die Ideen für gemeinsame Projekte haben", setzt Kempa hinzu. Sie ist unter 0151-19 53 22 80 erreichbar. Gefördert wird die Quartiersarbeit von der "Selbstständiges Wohnen" (SeWo) gGmbH als Tochtergesellschaft des Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL), die auch Bauherrin des Wohnprojektes ist.

In Kooperation mit der der Diakonischen Stiftung soll den künftigen Mieterinnen und Mietern die Möglichkeit geboten werden, in der eigenen Wohnung zu leben. Der Wittekindshof wird ein Service-Büro einrichten, die Mitarbeitenden unterstützen etwa beim Einkaufen, Kochen oder der Essenseinteilung, aber auch bei Terminen mit Ämtern oder Behörden. "Wir leisten so viel Unterstützung wie es die Mieterinnen und Mieter wünschen", sagt Kempa.

Bewohnerbeirat besucht Baustelle

"Das Haus steht ja schon", freut sich Dirk Fry, während er gemeinsam mit Vanessa Lehmann die Baustelle besucht. Bald soll schon der Estrich verlegt werden. Fry und Lehmann sind Mitglieder des Bewohnerbeirates in Lübbecke. Dieser besteht aus Männern und Frauen, die in den Wittekindshofer Wohnhäusern im Lübbecke leben: Sie vertreten die Interessen ihrer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner. "Wir treffen uns regelmäßig und sprechen mit den Mitarbeitenden über Neues oder wenn es Wünsche, Ideen oder Beschwerden gibt", sagt Lehmann als Vorsitzende des Beirates, der alle vier Jahre gewählt wird.

"Wir halten den Beirat natürlich über das Bauprojekt auf dem Laufenden, da es unter den Bewohnerinnen und Bewohnern Interessenten gibt, die gerne selbstständig in einer eigenen Wohnung leben möchten", sagt Kempa.

Spenden für Fitnessraum

Jedes Appartement im Wohnhaus verfügt über Smart-Home-Technik: Intelligente Sprachassistenten unterstützen und erinnern beispielsweise an einen anstehenden Termin oder verwalten einen digitalen Einkaufszettel. "Das gibt Struktur im Alltag und im Essverhalten, was gerade für Menschen mit PWS und Adipositas enorm wichtig ist – besonders in den eigenen vier Wänden. Das Haus selbst bietet durch den geplanten Fitnessraum zudem weitere Bewegungsmöglichkeiten", weiß Kempa.

Die Ausstattung, wie etwa Ergometer, Laufbäder oder Rudergeräte, wird durch Spenden finanziert. Kempa: "Der Raum trägt zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil bei. Regelmäßige Bewegung steigert die allgemeine Fitness und baut Stress und Frustration ab. Deshalb ist das Bauprojekt ein ideales Anschlussangebot für die spezialisierten Wohnhäuser des Wittekindshofes, in denen Ernährungskunde, Bewegung und individuelle Reflexionsgespräche zum Alltag gehören. Zudem haben wir Adipositas-Selbsthilfegruppen in Lübbecke aufgebaut und so ein verlässliches Netzwerk für die Männer und Frauen geschaffen."

Zum Bau:

Im Rahmen des LWL-Programms für selbstständiges und technikunterstütztes Wohnen im Quartier wird die SeWo gGmbH in Lübbecke bis Dezember 2021 ein Wohnhaus mit Einzelappartements für zwölf Menschen errichten, um den Mietern mit Unterstützung der Diakonischen Stiftung Wittekindshof eine höhere Selbstständigkeit im Wohnen und in der Lebensführung zu ermöglichen.

Das Quartiersmanagement wird mit 70.000 Euro gefördert. Die Gesamtkosten für das Bauvorhaben liegen bei etwa 2,4 Millionen Euro. Darunter fallen elektrische Türantriebe, intelligente und programmierbare Umfeldsteuerung und der Einsatz von Sprachsteuerung in den Apartments. Zusätzlich bieten E-Ladesäulen Möglichkeiten für umweltschonende Mobilität für PKW und Fahrrad.