"Einmal eine Widmung schreiben" Maike Brockhoff verwirklicht sich in der Wittekindshofer Tagesstruktur und verfasst Geschichten

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Gronau (JP). "Vielleicht mache ich mal etwas, was keiner von mir erwartet", dachte sich Maike Brockhoff und fing an, ein Buch zu schreiben. Die Unterstützung und Motivation dafür erhielt sie in den Tagesstrukturierenden Angeboten (TSA) des Wittekindshofs. 

Anfang 2022 zog Maike Brockhoff in eines der Wittekindshofer Wohnhäuser auf dem Campusgelände an der Bottostraße. Von Anfang an besuchte sie die TSA der Stiftung, denn aus gesundheitlichen Gründen kann sie zurzeit nicht arbeiten gehen. "Ich hätte nicht den Antrieb", sagt die 28-Jährige ehrlich. Regelmäßig einem Job nachzugehen, ist für die junge Frau aktuell nicht vorstellbar. Dabei hat Maike Brockhoff nach ihrem Hauptschulabschluss eine Ausbildung zur Bürokauffrau in Volmarstein angefangen. "Aber die habe ich auch aus gesundheitlichen Gründen nicht abgeschlossen und das hätte ich wohl auch nicht geschafft", erklärt die Gronauerin.

Ihre Erkrankung und dadurch bedingte Abgeschlagenheit sowie die anfangs fehlende Motivation resultierend aus ihren Einschränkungen waren es dann auch, die Maike Brockhoff beim Finden ihrer persönlichen Interessen in der TSA im Weg standen. Die TSA sollen Menschen mit Behinderung eine weitere Lebenswelt neben dem Wohnen eröffnen. Ziel ist es, Frauen und Männern, die in Rente sind oder keiner Arbeit nachgehen können, ein breit gefächertes Angebot mit einer Vielfalt von Aktivitäten sowie speziellen Förder-, Beschäftigungs- und Betreuungsmöglichkeiten zu machen.

Idee des Schreibens schon einmal verworfen

"Maike hat, bevor sie zu uns in die Tagesstruktur auf dem Campus kam, bereits an anderen Standorten die TSA besucht. Aber nirgends kam sie richtig an", führt Ute Lutzke, zuständige Bereichsleiterin der Tagesstrukturierenden Angebote aus. "Auch unser Team hat Maike viele Vorschläge gemacht und sie motiviert, Dinge auszuprobieren." Nichts war passend, sie seien zunächst ratlos gewesen. "Eines Tages saßen Maike und ich in meinem Büro und haben wieder einmal gemeinsam überlegt, welche Beschäftigung wir für sie finden können. Da schlug sie vor, dass sie eine Geschichte schreibt", erinnert sich die Bereichsleiterin. "Viele Menschen haben Freude daran, Texte abzuschreiben, aber dass jemand selbst etwas schreibt – das hatten wir noch nicht. Ich war ganz beeindruckt. Maike hat so gut formuliert und auch orthografisch nur wenige Fehler."

Ihre Mutter hätte ihr vor zig Jahren mal den Vorschlag gemacht, ein Buch zu schreiben, erinnert sich die Autorin: "Damals hatte ich auch schon die Idee, mit einem kleinen Jungen, der die Hauptrolle spielt. Aber das ist dann schnell wieder vergessen gewesen. Doch die Idee kam wieder und ich habe angefangen zu schreiben." Mit dem Schreiben kam auch die Motivation zurück: "Früher wollte Maike manchmal nicht aufstehen und war unpünktlich. Heute ist sie eine der ersten, die in die TSA kommt", so Ute Lutzke. Das TSA-Team stellte Maike Brockhoff einen entsprechenden Schreibplatz, organisierte einen Laptop und motivierte sie stehts, weiter zu machen. "Im bunten und auch lauten Treiben hier in der TSA, hat sie dann allmählich ihre Geschichte geschrieben."

Geschichte über Ängste, Zweifel und Freundschaft

"Nils und die Schule" heißt die erste Geschichte der jungen Gronauerin und erzählt von den ersten Schultagen des Jungen. Ängste, Zweifel und Freundschaft sind Themen, die behandelt werden. Maike Brockhoff schreibt über die Unsicherheiten des Schulanfängers und seine Probleme im Matheunterricht. "Die Geschichte hat aber ein gutes Ende", verrät die Autorin, die einige autobiografische Fakten in ihrer Erzählung einfließen hat lassen. "Es ist sogar sehr mutmachend", ergänzt Ute Lutzke. Daher können sich die beiden Frauen vorstellen, dass aus den Geschichten, die Nils erlebt, eine Mut-Mach-Fibel wird. "Für Kinder, die das Lesen lernen oder für Eltern zum Vorlesen. Das könnte ein tolles Geschenk für die Schultüte sein", denkt die TSA-Bereichsleiterin voraus.

Maike Brockhoffs großer Traum ist, dass irgendwann einmal Eltern sie erkennen und sich denken: "Die schreibt immer gute Bücher" und um eine Widmung bitten: "Dann schreibe ich vorne ins Buch ‚Für Sophia von Maike‘. Das wäre schon cool. Und dann würde ich damit etwas verdienen." Damit das gelingt, arbeitete die 28-Jährige bereits am nächsten Kapitel unter dem Titel "Nils im Urlaub".