"Ein aufregender Tag" Impfstart im Wittekindshofer Wohnhaus an der Bielefelder Straße in Herne

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Merle Gietmann erhält von Oliver Feldkamp die erste Corona-Schutzimpfung. Die zweite Impfung erfolgt dann Mitte Februar. Die junge Frau, die im Wittekindshofer Wohnhaus an der Bielefelder Straße lebt, gehört zu den ersten Menschen in Herne, die geimpft wurden.

Herne (JP). "Die Unsicherheit war groß, ob der Impfstoff wirklich geliefert wird", berichtet Dörte Sauer, die als Verantwortliche Pflegefachkraft die ersten Impfungen in Herne für die Diakonische Stiftung Wittekindshof begleitet hat.

Zwischen 6 und 12 Uhr sollte die Lieferung erfolgen. Um 11 Uhr dann die Gewissheit: Die Menschen mit Behinderung aus dem Wittekindshofer Wohnhaus an der Bielefelder Straße in Herne gehören zu den ersten, die in der Stadt geimpft werden.

Besonders vulnerable Gruppe

Elf Männer und Frauen, die im Wittekindshofer Wohnhaus an der Bielefelder Straße leben, haben in der vergangen Woche die erste Impfdosis erhalten.

"Sie gehören aufgrund der Schwere ihrer Behinderung, die sich teilweise auch auf die Lungen auswirken, sowie weiteren Erkrankungen zur besonders vulnerablen Gruppe und werden daher in Phase 1 der nationalen Impfstrategie – wie Menschen in Pflegeeinrichtungen – als erste gegen das Virus immunisiert", erklärt Sauer, die auch die ersten Impfungen im Wittekindshofer Wohnhaus an der Katharinenstraße in Oberhausen vorbereitet und begleitet hat.

Im Laufe des Tages gab es mehrere Anrufe der Polizei. Die Beamten erklärten Anke Attenberger, die die Bereichsleitung an der Bielefelder Straße für die Wohngruppe der Erwachsenen inne hat, genau, wie sie den Impfstoff entgegenzunehmen hat und wiesen an, an diesem Tag keinem Fremden die Tür zu öffnen.

"Streifenwagen fuhren während des Impfens mehrfach am Haus vorbei und meine Kollegin musste sich bei der Übergabe des Impfstoffs ausweisen. Eine spannende Situation", berichtet Dörte Sauer. "Es war ein lebendiger und aufregender Tag", resümiert Anke Attenberger, die einen gesonderten Raum zum Impfzentrum umgestaltet und entsprechend vorbereitet hatte.

Auch für Ärzte erste Impfung

So konnte das Impfteam rund um die Ärzte Dr. Katharina Abbing und Oliver Feldkamp, die die Bewohner und Bewohnerinnen des Wohnhauses als Hausärzte bereits kennen, in professioneller Umgebung arbeiten.

"Auch für die Ärzte war es die erste Impfung. Die konzentrierte Vorbereitung hat gut eine Stunde gedauert. Nach drei Stunden war der Wohnbereich geimpft", führt Dörte Sauer aus. Auch die Mitarbeitenden wurden, wenn sie denn wollten, an diesem Tag geimpft. Die Frauen und Männer mit Behinderung wurden im Vorfeld so gut es ging auf den kleinen Piks vorbereitet und der Impfprozess erklärt.

"Natürlich haben wir auch Einverständniserklärungen von rechtlichen Betreuern und Betreuerinnen eingeholt. Mitarbeitende haben die Bewohnerinnen und Bewohner in den Impfraum begleitet und auf Wunsch die Hand gehalten. Frau Dr. Abbing und Herr Feldkamp sowie die Mitarbeiterinnen waren sehr einfühlsam und umsichtig. Sie haben einen tollen Job gemacht und es lief alles reibungslos ab", betont Sauer.

"Kleines Licht am Ende des Tunnels“

Im Anschluss an den kleinen Nadelstich, der im Nachhinein von allen als harmlos angesehen wurde, gab es für alle Schokolade. "Die Impfungen sind für uns ein kleines Licht am Ende des Tunnels", betont Geschäftsbereichsleiter Matthias Jacobstroer, der sämtliche Wittekindshofer Angebote in Herne und Oberhausen verantwortet.

"Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ist in Zeiten der Pandemie zusätzlich eingeschränkt. Unser aller Leben ist eingeschränkt. Und die Arbeit mit besonders vulnerablen Personengruppen fordert viel von den Mitarbeitenden. Wir begrüßen es daher sehr, dass der Impfprozess nun startet. Es ist mit viel Aufwand verbunden, den wir angesichts der positiven Auswirkungen gerne bereit sind zu tragen – im Sinne der Menschen, die wir unterstützen, aber auch im Sinne unserer Mitarbeitenden, die auf viele Kontakte im Privaten verzichten und sich zusätzlich einschränken, um Menschen mit Behinderung in dieser Zeit so viel Teilhabe zu ermöglichen, wie es nur geht."