Die Ideen sprießen Melanie Beeken ist neue Frauenbeauftragte der Wittekindshofer Werkstätten in Ostwestfalen

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Bad Oeynhausen/Espelkamp/Löhne (ACL). Melanie Beeken hat sich viel vorgenommen. Seit einem halben Jahr ist die 36-Jährige Frauenbeauftragte der Wittekinshofer Werkstätten in Bad Oeynhausen, Espelkamp und Löhne. In ihrer Funktion setzt sie sich dafür ein, dass Frauen mit Behinderung die gleichen Chancen und Rechte erhalten. Deshalb hat sie sich nun auf eine kleine Rundreise begeben.

Melanie Beeken setzt sich gegen zehn Kandidatinnen durch

"Das ist das erste Mal, dass ich so etwas mache", sagt Melanie Beeken. Sie arbeitet in der Betriebsstätte Sonnenbrede in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen und erledigt Verpackungs- und Montagearbeiten. Als der Vorschlag aufgekommen sei, sich auch für das Amt der Frauenbeauftragen zu bewerben, habe sie zunächst gezögert, sich dann aber recht schnell dafür entschieden. Bei der Wahl setzte sie sich gegen zehn weitere Kandidatinnen durch und erhielt die Stimmenmehrheit der über 300 wahlberechtigten Frauen, die vor Ort oder per Briefwahl abgestimmt haben. Die Wahl wurde in den jeweiligen Betriebsstätten in Bad Oeynhausen, Löhne und Espelkamp vom Wahl-Vorstand durchgeführt, der auch die Wahl des Werkstattrats organisiert hat. Da sich die Kandidatinnen und andere Interessierte aufgrund der hohen Corona-Zahlen zur Bekanntgabe des Wahlergebnisses nicht gemeinsam in einer Betriebsstätte treffen konnten, drehte der Wahlvorstand kurzerhand ein Video, in dem der Wahlausgang verkündet wurde. Das wurde an die einzelnen Betriebsstätten geschickt und vor Ort gezeigt.  

Kontaktdaten bekannt machen

Um die acht Wittekindshofer Betriebsstätten in Ostwestfalen kennenzulernen – und vor allem die Frauen, die dort arbeiten, hat sie sich nun gemeinsam mit ihrer Assistentin Katharina Matthies auf den Weg gemacht. Ziel ist es, jeder Betriebsstätte einen Besuch abzustatten, um sich den Frauen vorzustellen. "Manche Werkstätten kannte ich schon, andere noch gar nicht", sagt Melanie Beeken. Und so staunte sie über die großen Maschinen, mit denen etwa in der Betriebsstätte MeHoTec (Metall, Holz, Technik) an der Dornenbreite in Bad Oeynhausen gearbeitet wird. Im Gepäck hatten die Frauenbeauftragte und ihre Assistentin selbstgebacken Muffins und als Geschenk Tütchen mit Blumensaat. "Auf jeder Tüte stehen mein Name und meine Telefonnummer. Damit alle wissen, wer ich bin und wie sie mich erreichen können", erklärt Beeken. Zudem gab es Flyer mit ihren Kontaktdaten, die direkt ans Schwarze Brett gehängt werden konnten. Um ihr Amt auszuführen, hat Melanie Beeken feste Zeiten, in denen sie sich ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren kann. Ihr Ziel sei es, mit den Frauen erste Kontakte zu knüpfen. "Wenn es ein Problem gibt, können sie zu mir kommen und mit mir reden", betont Beeken, die in ihrer Funktion der Schweigepflicht unterliegt.  

Werkstattrat und Frauenbeauftragte stärken Mitbestimmungsrecht

"Diese Aufklärungsarbeit ist sehr wichtig. Organe, wie der Werkstattrat oder die Frauenbeauftragte, stärken das Mitbestimmungsrecht der Beschäftigten. So können wir eine Arbeitsatmosphäre erhalten, in der sich alle sicher und geachtet fühlen", sagt Diakon Andreas Nettingsmeier, Leiter der Wittekindshofer Werkstätten in Ostwestfalen. Als Ansprechpartnerinnen und Vertrauenspersonen könnten Frauenbeauftragte geschlechtsspezifische Diskriminierungen und Grenzüberschreitungen entgegenwirken. "Deshalb begrüßen wir es sehr, dass Melanie Beeken sich die Zeit nimmt, um mit möglichst vielen weiblichen Beschäftigten in Kontakt zu treten und für ihr Amt zu werben."

Erste Ideen dazu sprießen bereits. "Vielleicht kann man sich regelmäßig treffen", überlegt Melanie Beeken. Gemeinsame Spaziergänge, ein Frauenfrühstück oder das gemeinsame Aussäen der Blumensamen könnten gute Möglichkeiten sein, um weiterhin im Austausch mit den Frauen zu bleiben. So könne das Vertrauen in die Frauenbeauftragte stetig wachsen und Früchte tragen.

Frauenbeauftragte und Werkstattrat

Das Amt der Frauenbeauftragten wurde im Zuge des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) 2016 gestärkt. Seitdem sind Frauenbeauftragte in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) gesetzliche Pflicht. Der Gesetzgeber begründete dies damit, dass Frauen mit Behinderung besonders häufig Gewalt erfahren und zudem geschlechtsspezifische Diskriminierung erlebten. Bundesweit fanden die Wahlen für Werkstatträte und Frauenbeauftrage 2017 erstmals parallel statt – auch in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Die Frauenbeauftragte hat unter anderem das Recht, an den regelmäßigen Sitzungen des Werkstattrates teilzunehmen. Die Beauftragte ist zwar kein offizielles Mitglied, kann aber innerhalb der Sitzungen Vorschläge unterbreiten.