Bürgermeister und Vorstand werden zu Praktikanten Rollentausch: Henning Vieker und Marian Zachow erleben einen Tag beim Wittekindshof in Espelkamp

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Während Dr. Henning Vieker den Pizzateig ausrollt, schneidet Pfarrer Marian Zachow die Pilze in Scheiben. Der Bürgermeister von Espelkamp und der Theologische Vorstand der Diakonischen Stiftung Wittekindshof haben für einen Tag die Seiten gewechselt: Als Praktikanten erlebten sie hautnah den Alltag in den Wohnangeboten und Tagesstrukturierenden Angeboten des Wittekindshofs in Espelkamp. Vom gemeinsamen Kochen mit Bewohnerinnen und Bewohnern über Sitz-Tanz bis hin zu intensiven Gesprächen – der Praktikumstag bot beiden Führungskräften wertvolle Einblicke in den Betreuungsalltag und schuf Raum für authentische Begegnungen.

Die Idee zum gemeinsamen Praktikumstag entstand eher zufällig, wie Marian Zachow erklärt: „Ich hatte im Antrittsgespräch berichtet, dass ich es wichtig finde, immer mal wieder auch ganz praktisch reinzuschauen, um zu wissen, wovon man redet – und das ganz bewusst nicht als Vorstand, sondern als Praktikant.“ Die Idee stieß bei Bürgermeister Henning Vieker sofort auf Anklang: „Ich fand es spannend, um eine andere Perspektive zu gewinnen und die Arbeit der Mitarbeitenden, aber auch die Lebenswirklichkeit der Menschen kennenzulernen, die die Angebote des Wittekindshofs in Espelkamp nutzen.“

Dienstbeginn in der TSA

Der Praktikumstag begann für die beiden in der TSA Benkhausen, wo sie von Thomas Dullweber, Bereichsleitung der Tagesstrukturierenden Angebote (TSA), begrüßt wurden. „Die TSA richten sich an Menschen mit Beeinträchtigung, die im Ruhestand sind oder momentan keiner Arbeit nachgehen können. Im Mittelpunkt stehen die Wünsche und Fähigkeiten der Männer und Frauen, daher bieten wir verschiedene Aktivitäten an, von individueller Förderung bis hin zu Gruppenangeboten“, erklärt Thomas Dullweber. Während Henning Vieker an einem Gesprächskreis teilnahm – Politik durfte dabei nicht fehlen – machte Pfarrer Marian Zachow beim Sitztanz mit. „Wo sonst kann man morgens um 9 Uhr Walzer tanzen?“, fragt der Vorstand mit einem Schmunzeln.

Schnippeln und Schnacken

Anschließend ging es zum Wohnhaus am Hirschberger Weg, wo gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern das Mittagessen geplant wurde. Die Wahl fiel auf Pizza und Salat. Mit dem Einkaufszettel im Gepäck ging es dann direkt los, um alle Zutaten zu besorgen. Dabei wurde der Bürgermeister immer wieder angesprochen und um Selfies gebeten. „Es ist bemerkenswert, wie gut unsere Klientinnen und Klienten am Leben in Espelkamp teilhaben können. Die Akzeptanz ist groß, ob bei der Supermarktkassiererin, Nachbarn oder Passanten“, berichtet Marian Zachow. „Das zeigt, wie wichtig die Arbeit vor Ort ist und wie sehr Inklusion vom Miteinander aller profitiert.“

Nach dem gemeinsamen Essen und intensiven Tischgesprächen über die Arbeit eines Bürgermeisters und eines theologischen Vorstands sowie dem Aufräumen der Küche, besuchten die beiden Praktikanten das ambulante Team, das Menschen mit Beeinträchtigung unterstützt, die selbstständig in eigenen Wohnungen leben. Bei der Haushaltsführung packten Bürgermeister und Vorstand anschließend mit an und halfen beim Spülen. Henning Vieker betont den Wert solcher Begegnungen für seine Arbeit: „Als Bürgermeister ist es mir wichtig, alle Facetten unserer Stadt kennenzulernen. Der Wittekindshof leistet in Espelkamp eine unverzichtbare Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung. Dieser Tag hat mir einen tiefen Einblick in den Alltag gegeben und gezeigt, mit wie viel Herzblut hier gearbeitet wird. Die Gespräche beim gemeinsamen Essen waren bereichernd – und die Pizza hat so noch besser geschmeckt.“

Diakon Matthias Schläger

Sie haben sich voll eingebracht, waren offen für alle Begegnungen und haben sich auf Augenhöhe mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgetauscht.

Und wie haben sich die beiden Praktikanten nun geschlagen? Matthias Schläger, Bereichsleitung am Hirschberger Weg, würde den beiden Führungskräften jederzeit wieder ein Praktikum anbieten: „Sie haben sich voll eingebracht, waren offen für alle Begegnungen und haben sich auf Augenhöhe mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgetauscht.“ Auch André Isbrandt, stellvertretende Geschäftsbereichsleitung für die Angebote in Espelkamp, Minden, Lübbecke und Rahden, stellte den beiden Praktikanten ein gutes Arbeitszeugnis aus und er fügt hinzu: „Wenn Menschen aus verschiedenen Lebenswelten zusammenkommen und gemeinsam etwas gestalten, entstehen Verständnis und Wertschätzung.“