Minden/Bad Oeynhausen (ACL). Vadim Ivanov bindet sich seine Kochschürze um und greift zum Nudelholz. "Heute gibt es eine Gemüse-Quiche", sagt der Mindener und rollt den Hefeteig aus, der vor ihm liegt. Der 18-Jährige absolviert zurzeit ein Praktikum beim Catering-Unternehmen "Genuss & Harmonie", dem Betreiber des Betriebsrestaurants von Wago in Minden.
"Seit neun Monaten arbeite ich jetzt in der Betriebsgastronomie", sagt er stolz, während er den Teig für die Quiche in eine Form drückt und das Gemüse verteilt. "Einen schöneren Job als Koch kann ich mir nicht vorstellen. Das ist mein Traumberuf seit ich 15 Jahre bin", sagt der junge Mindener.
Vor zwei Jahren hat er eine Ausbildung zum Beikoch beim Bildungswerk Wittekindshof (BWW) in Bad Oeynhausen begonnen. "Die Ausbildung ist theoriereduzierter, als die zum Vollkoch", erklärt er. Im Bildungswerk unterstützt die Diakonische Stiftung Wittekindshof junge Leute mit Lernschwierigkeiten dabei, ins Berufsleben zu starten, und bietet 19 verschiedene Ausbildungsberufe, darunter auch im Bereich Ernährung und Hauswirtschaft. Neben den Grundlagen des Kochens erhalten die Teilnehmenden etwa Förderunterricht, Sozialtrainings oder sozialpädagogische Unterstützung.
Einblick in Betrieb
"Teil der Ausbildung sind auch betriebliche Praktika, um das Gelernte anzuwenden und Abläufe kennenzulernen. Dadurch bekommen die jungen Männer und Frauen Einblicke in einen Betrieb und können erste Erfahrungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sammeln", sagt Frank Rosemeyer. Der gelernte Koch und Ausbilder am BWW weiß, dass ein Praktikum ein Türöffner auf dem Weg zum Traumjob sein kann.
Auf Wunsch unterstützt das BWW die Teilnehmenden bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz. "Wir haben ein Netzwerk aus verschiedenen Partnern", sagt Rosemeyer, während er Vadim Ivanov über die Schulter schaut, denn regelmäßige Besuche und Telefonate gehören in der Praktikumszeit dazu.
Tägliche Zubereitung bringt Übung
Zu den Partnern des BWW zählt auch "Genuss & Harmonie". "Vor vier Jahren haben wir mit der Zusammenarbeit begonnen und den ersten Auszubildenden vom Bildungswerk übernommen", erinnert sich Gastronomieleiter André Rogowski. Für ihn sei es eine Herzensangelegenheit, jungen Menschen mit Beeinträchtigungen oder Lernschwächen eine Chance auf einen Arbeitsplatz zu geben.
Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der deutschlandweit einzige Frische-Caterer. "Bei uns wird alles frisch produziert. Es gibt keine Fertigbrühe, keine Fertigsauce, kein Fertigdressing. Das kommt Auszubildenden und Praktikanten natürlich zugute, da sie alles von Grund auf lernen, und das Erlernte nicht nur zwei Mal für die Prüfung praktisch umsetzen, sondern bei uns 30 Mal im Alltag anwenden, weil es eben jede zweite Woche drankommt." Vor der Pandemie hat der Betreiber des Betriebsrestaurants täglich etwa 650 Essen für die Mitarbeitenden der Wago Gruppe am Standort in Minden zubereitet. "Aktuell sind es bedingt durch Homeoffice-Regelungen etwa 250 bis 300 Essen", sagt der Gastronomieleiter.
Ziel: Vollkoch
Vadim Ivanov mag die Vielseitigkeit der Arbeit. "Hauptsächlich kümmere ich mich um Salate oder die Bowls, die jeden Tag frisch zubereitet werden. Mal mache ich Obstspieße, Desserts oder ich bediene an der Wok-Station im Restaurant." Sein Ziel sei es, nach der Ausbildung auch die Vollkochausbildung abzuschließen und in der Betriebsgastronomieeinen festen Arbeitsplatz zu finden.
Unterstützt wird er in seinem Vorhaben von Frank Rosemeyer und dem BWW – aber auch von "Genuss & Harmonie". "Vom ersten Tag an war uns klar, dass wir ihn halten wollen. Vadim ist wirklich eine Bereicherung für das Team und er trägt die Kochjacke mit Stolz", lobt Gastronomieleiter André Rogowski. "Egal, wann und wie Vadim abschließt, ob als Beikoch oder Vollkoch, er wird danach von uns übernommen – wenn er das möchte."