Ausgabe 2020-02Der ÜberBlickerNeues über den Kinder- und Jugendbereich auf einen Blick

Vorwort

„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
Markus 9,24

Liebe Leser*innen,

man muss sich eine bewegte Szene vorstellen, die der Evangelist Markus im 9. Kapitel beschreibt: Ein Vater bringt seinen schwer kranken Jungen zu den Jüngern; sie können ihm nicht helfen. Jesus kommt hinzu und spricht: „Bringt ihn her zu mir.“ Der ­Vater mutet sein Anliegen und ­seinen „Unglauben“ Jesus zu und fleht ihn um sofortige Hilfe an: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Jesus heilt den Jungen. Vater und Sohn können am Ende getrost nach Hause ­gehen.

Glauben gibt Kraft. Viele Menschen erzählen davon, wie sie schwere Zeiten durchgestanden haben. Glauben hat geholfen, in der Zeit der Krankheit, nicht vor Angst zu vergehen. Oder in der Zeit der Trauer nicht völlig zu verzweifeln. Jesus hat immer wieder von der Kraft des Glaubens geredet. Das stand sogar ganz im Zentrum seiner Botschaft: Gott ist ein Gott des Lebens, Gott sorgt für uns – auch über den Tod hinaus. Das Leben im Vertrauen auf Gottes Liebe zu leben gibt uns Kraft! Jesus spitzt weiter zu: „Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt.“ (Markus 9,23)

Das sagt er, als ein Mann mit seinem ­kranken Sohn zu ihm kommt. Der Junge ist stumm und taub und hat epileptische Anfälle – von Kindheit an. Damals war klar: Der Sohn ist von einem bösen Geist besessen. Bei den Jüngern von Jesus hatte der Vater bereits vergeblich um Hilfe gebeten. Jetzt bittet er Jesus selbst. Als Jesus dann sagt, dass denen, die glauben, alles möglich ist, schreit er heraus: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ (Markus 9,24)

In diesem Satz steckt ein Schlüssel. Zum Glauben gehört immer beides: Vertrauen und Zweifel. Sie sind wie zwei Seiten einer Medaille: das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Wer behauptet, niemals zu zweifeln, wird sich fragen müssen, ob er wirklich glaubt. Und wer voller Zweifel ist, scheint letztlich doch an etwas zu glauben, an dem er zweifeln kann!

Unser Glaube und unsere Zweifel sind bei Gott in guten Händen. Glaube an Gott ist gelebtes Vertrauen in Gott. Es ist kein blindes Vertrauen. Es gibt viele gute Gründe, Gott zu vertrauen. Vertrauen ohne ein gewisses Risiko ist kein Vertrauen, sondern Kalkül. Glaube ohne Wagnis ist halbherzig oder klein.

Damit ist nicht wie oft angenommen der Glaube an unsere eigene Stärke gemeint, sondern: Wenn Du Gott vertraust und ihn mit einbeziehst, wird durch ihn alles möglich!

Was im Vertrauen auf Gott alles möglich ist, können Sie in unserer neuen Ausgabe des ÜberBlickers lesen. Wieder sind spannende Geschichten aus dem Alltag der Kinder und Jugendlichen zu lesen.

Natürlich ist die Zeit mit der erlebten Pandemie auch nicht an uns vorüber gegangen und wir mussten viele Einschränkungen hinnehmen, die unseren Alltag sehr belastet haben.
Trotz der Corona Krise gab es  Ereignisse, die in unseren Alltag Abwechslung und Freude gebracht haben.

Den Verfassern, Redakteuren sowie ­Fotografen sei an dieser Stelle mein Dank ausgesprochen.

Freuen Sie sich und seien Sie gespannt, wieder interessante und lebendige ­Artikel zu lesen.

Mit herzlichen Grüßen und Segens­wünschen  

Michael Nagelschmidt
Geschäftsbereich Wohnen 1
Kinder und Jugendliche

Vertrauen ist wichtig!

Wie schön ist es für unsere Kinder und jungen Erwachsenen zu schaukeln. Sie fühlen sich freier, lächeln und lachen oder schauen verträumt. Auch das liebevolle Schaukeln auf dem Schoß der Mitarbeitenden und in der Nestschaukel tut allen Kindern gut. Die körperliche Nähe ist ganz besonders wichtig!

Manche Kinder wissen erst nicht, was auf sie zukommt. Erst sind sie ängstlich. Sie schauen skeptisch. Aber dann merken sie, dass es jemand ganz besonders gut mit ihnen meint. Die Mitarbeitenden lassen sie spüren: Ich halte dich. Ich fange dich auf. Ich sorge dafür, dass es dir gut geht und bin bei dir!

Eine biblische Geschichte erzählt von einem Mann mit einem behinderten Kind. Er sucht Hilfe. Doch selbst die Jünger von Jesus sind machtlos. Ob Jesus ihm weiterhelfen kann? Er ist skeptisch. Er macht sich Sorgen. Doch Jesus lässt ihn spüren: Vertrau mir, dann wird alles gut. Und der Hilfesuchende wird nicht enttäuscht.

Auch unser Alltag im Haus Kiel ist immer von beidem geprägt: Auf der einen Seite von Fragen und Skepsis, von Angst und Sorgen. Und auf der anderen Seite von dem Wissen, dass die Basis von allem Vertrauen ist. Das Vertrauen im Team. Das Vertrauen der Kinder zu uns. Das Vertrauen der Eltern, die uns ihre Kinder anvertrauen.

Jede positive Erfahrung miteinander lässt Vertrauen wachsen. Das war schon bei Jesus so. Warum sollte es bei uns anders sein?

Ulrike Lunkenheimer

Die Highlight-Woche 2020 der Häuser Hamburg, Bremen und Bielefeld

Durch die aktuelle Situation, die uns allen sehr viel Durchhaltevermögen und Geduld abverlangt hat, konnten wir leider nicht unsere jährliche Sommerfreizeit antreten. Das hat uns zunächst sehr traurig gemacht.

Gemeinsam haben wir überlegt, wie wir es schaffen könnten, aus diesem klaren Tief ein Hoch zu machen. Wir sammelten verschiedene Angebots- und Ausflugsziele, so dass jeder seine Wünsche mit einbringen konnte. Aus diesen gesammelten Ideen haben wir eine Highlight-Woche geplant. An jedem Tag der Woche, in der wir normalerweise auf Freizeit gewesen wären, fanden nun viele verschiedene Angebote statt. Jeder konnte sich Angebote aussuchen und in dieser Woche war wirklich für jeden etwas dabei.

Zum Beispiel fand für die Mädels ein Beauty-Tag mit Haare frisieren, Gesichtsmasken, Nägel lackieren und sogar Handmassagen statt. Für die sportlich begeisterten Jungs gab es einen Ausflug in eine Kletterhalle, wo sie sich so richtig austoben konnten. Wir haben auch einen Ausflug in den Zoo Osnabrück gemacht, wo wir ganz viele verschiedene Tiere und auch eine Fütterung beobachten konnten. Unseren geplanten Ausflug nach Cuxhaven haben wir spontan gegen Shoppen in Wolfsburg getauscht, weil es den ganzen Tag geregnet hat. Trotzdem war auch dieser Tag sehr schön und wir sind am Abend ganz sicher alle erschöpft und zufrieden ins Bett gefallen.

Den letzten Tag der Highlight-Woche haben wir mit einem lebhaften Sommerfest gefeiert. Es gab eine Vielfalt an bunten Angeboten. Wir haben Äpfeltauchen gemacht, Tattoos aufgeklebt, ein Fußballturnier gespielt und viel gelacht. ­Zusammen mit den Mitarbeitenden ­haben wir für jeden ein T-Shirt gestaltet und mit Batikfarben selbst gefärbt. Das soll uns für lange Zeit an diese tolle Woche erinnern. Wir hatten so viel Spaß, haben das Beste aus dieser Zeit gemacht und haben toll aufeinander Acht gegeben und uns gegenseitig unterstützt.

Sophie Rongen, Simon von Behren

Corona! Hilfe! Ich sehe meine Eltern nicht mehr! Was ist jetzt zu tun?

Hallo ich bin Maximilian,

ich bin ein fröhlicher und aufgeweckter Junge. Ich bin 13 Jahre alt und lebe im Haus Köln. Abends telefoniere ich gerne mit meinen Großeltern oder meinen Eltern. Am Telefon frage ich immer: „In wie vielen Tagen werde ich abgeholt?“. Ich fahre so gerne nach Hause. Meine Großeltern holen mich immer ab. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit mit meiner Familie. Nach Hause fahren und auch die Zeit zu Hause sind meine Rituale und ich verzichte nur ungerne darauf.

Als das Corona-Virus in Deutschland ausbrach, konnte ich meine Familie nicht mehr besuchen. Ich war sehr traurig. Ich stand nun den ganzen Tag am Fens­ter und schaute sehnsüchtig, ob meine Familie mich abholt. Ich erzählte den Mitarbeitern von den vorbeifahrenden Autos und Menschen. Ich fragte: „Wann kommen Mama, Oma und Opa wieder zu Besuch?“. Die gemeinsame Zeit, die ich mit wichtigen Ritualen erleben sollte, wie das gemeinsame Schaukeln auf dem Spielplatz, vermisste ich sehr.

Die abendlichen Telefonate wurden immer länger und wichtiger für mich. Ich berichtete von meinem Tag und sang als neues Ritual nun mit meinem Angehörigen Kinderlieder.
Auch die Mitarbeiter führten neue Rituale mit mir ein, damit ich die schwere Zeit besser überstehen kann. Ein längeres Abendgebet vor dem zu Bett gehen gehört jetzt dazu. Die Umarmung von den Mitarbeitern und die Gute-Nacht-Geschichte wurden immer bedeutsamer für mich.

Gespräche mit den Mitarbeitern über Corona und meine neuen täglichen Rituale half mir neue Kraft zu schöpfen. Ich hoffe, dass ich bald wieder nach Hause darf. Der Glaube an Gott, der durch das Abendgebet hervorgerufen wurde, ist bis heute eine große Hilfe. Trotz der schwierigen Zeit bin ich stark geblieben.

Kurz vor den Sommerferien kam der ersehnte Anruf, dass ich wieder nach Hause darf. Ich zeigte meine Freude durch lautes Lachen und Hüpfen über die Wohngruppe.

Verena Vogt

Impressum"Der ÜberBlicker"

Herausgeber: Geschäftsbereich Wohnen 1 – Kinder und Jugendliche der Diakonischen Stiftung Wittekindshof  |  Schülerstraße 2  |  32549 Bad Oeynhausen
Für den Inhalt verantwortlich: Michael Nagelschmidt
Redaktion: Philipp Arning (Redaktionsleitung), Marcel Koch, Chrissy Missal

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion.

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