Katy Wattenberg „Moderne und innovative Eingliederungshilfe braucht die passenden Ressourcen“

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Mit den richtigen Mitteln sei es möglich, die individuelle Unterstützung für Menschen mit Behinderung zu leisten, die benötigt wird, und Entwicklungen zu fördern.

Seit 18 Jahren ist die heutige Geschäftsbereichsleiterin für den Wittekindshof tätig. Sie begann als Praktikantin, machte eine Ausbildung zur Heilerziehungshelferin, dann zur Diakonin und Erzieherin, später studierte sie Management und Sozialpädagogik. „Ich wusste schon beim Praktikum, dass das der Job ist, den ich machen möchte“, erinnert sich die 38-Jährige. In dem Geschäftsbereich, den sie seit eineinhalb Jahren verantwortet, werden auch zahlreiche Menschen mit außergewöhnlich intensivem Assistenzbedarf unterstützt.

Wichtig dabei: „Es muss immer von der Frage ausgehend gearbeitet werden: Was braucht der Mensch? Wie befähigen wir ihn, am Gemeinschaftsleben teilzunehmen? Das Bundesteilhabegesetz schreibt diese Personenzentrierung vor. Der Mensch muss in kein System passen. Wir müssen gemeinsam die Rahmenbedingungen schaffen, die dieser Mensch benötigt.“

Um diese Rahmenbedingungen zu schaffen, brauche es interne und externe Ressourcen: „Interne Ressourcen sind Teams, die fachlich gut aufgestellt sind und Unterstützung erhalten, hinzu kommt die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychologen und Therapeuten. Die externen Ressourcen sind strukturelle und räumliche Rahmenbedingungen. Das kostet Geld. Darum müssen wir immer individuell mit dem Hauptkostenträger verhandeln, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe“, so Katy Wattenberg. „Wir unterstützen beispielsweise einen Mann, der in einem eigenen Appartement lebt. Er wird von zwei Mitarbeitenden pro Dienst begleitet. Bei ihm sind Krisenprävention und -management besonders wichtig. Selbst- und Fremdgefährdung spielen eine große Rolle. Es werden Mitarbeitende benötigt, um ihn angemessen zu begleiten und die Interesse haben, diese Betreuungsstrukturen mit aufzubauen und zu gestalten. Der LWL hat diesen Bedarf anerkannt“, nennt Katy Wattenberg ein Beispiel für Entwicklungen.

Persönliche oder fachliche Grenzen

Zentral seien aber die Mitarbeitenden: „Wenn es ihnen gut geht, können sie sich mit Ideen und Engagement einbringen.“ Als Geschäftsbereichsleitung sehe sie es als ihre Pflicht an, die passenden Rahmenbedingungen mit ihrem Team zu thematisieren und zu schaffen. „Ich begegne allen Menschen auf Augenhöhe und vor allem wertschätzend.“

Was ihren Geschäftsbereich ausmache, sei dass das Leitungsteam ansprechbar ist. „Wir hören zu, unsere Türen sind möglichst immer offen und Kollegen und Kolleginnen wissen, woran sie bei uns sind. Kommen besondere und schwierige Situationen auf, setzen wir uns gemeinsam fachlich und interdisziplinär damit auseinander. Dabei schauen wir, warum Stress- oder Krisensituationen entstehen und wie nicht nur der Klient oder die Klientin, sondern auch die Mitarbeitenden sich möglichst gut unterstützt wissen. Kommt der Kollege gerade an seine persönlichen oder fachlichen Grenzen? Braucht er oder sie einfach nur Ohr und ein Gespräch, um aufgefangen zu werden?“

Als Leitungsteam müsse man merken, wann die Grenzen der Mitarbeitenden erreicht sind. „Wenn es um die emotionalen Grenzen geht, bieten wir Krisennachgespräche an, manchmal sind es auch Schokolade und Zigaretten, die ausreichen. Bei fachlichen Grenzen scheuen wir uns nicht, externen Rat einzuholen wie Fallberater oder eine Supervision.“ Im Sozialen gebe es keine Zahl, an der sich der Erfolg messen lasse, daher sei es wichtig, sich auf positive Entwicklungen zu konzentrieren.

Diakonin Katy Wattenberg ist Geschäftsbereichleiterin in Bad Oeynhausen