Ein Anpacker Andreas Strigan setzt sich für die Gründung eines Behindertenbeirates in Espelkamp ein

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Mehr als 26.300 Menschen leben in Espelkamp. Einer von ihnen ist Andreas Strigan. Wenn der 70-Jährige in der Stadt unterwegs ist, gibt es fast immer jemanden, der ihn grüßt. Nur schnell einen Liter Milch einkaufen gehen? Das klappt meistens nicht: „Mich kennen schon einige Leute. Wenn ich im Supermarkt bin, werde ich eigentlich immer angesprochen“, räumt er mit einem verschmitzten Grinsen ein. Kein Wunder.

Denn Andreas Strigan hat viele Freunde und Bekannte: Montags spielt er Fußball in der inklusiven Mannschaft des VfB Fabbenstedt, mittwochs geht es auf die Boule-Bahn in Espelkamp oder ins benachbarte Alswede, donnerstags steht Hallen-Boccia auf dem Programm. Und die Spiele von Handballzweitligist TuS N-Lübbecke – ob daheim oder auswärts – sind bei ihm sowieso rot im Kalender markiert. Schließlich ist er schon jahrelang Mitglied im Fanclub Red Devils. „Am Wochenende ist eigentlich immer etwas los – ich schaue Handball, Fußball, gehe zu Konzerten oder reise.“ Das ist aber noch nicht alles: Der Espelkamper engagiert sich außerdem im Bürgerverein des Ortsteils Gestringen und setzt sich für die Gründung eines Behindertenbeirates in der Stadt Espelkamp ein. Dazu ist Andreas Strigan im Frühjahr 2022 einer Arbeitsgruppe beigetreten, die die Gründung eines solchen Beirates vorbereitet. Regelmäßig treffen sich die Mitglieder seitdem im Espelkamper Rathaus.

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Andreas Strigan selbst dort auf viele bekannte Gesichter stößt. „Ach, hallo Andreas, wie geht es dir?“, ist aus einem der Büros zu hören, an dem der 70-Jährige auf seinem Weg zum Ratssaal vorbeikommt. „Ich bin gerne unter Leuten und ich bin gerne für Leute da. Das ist mir wichtig.“ Deshalb nimmt er sich die Zeit für einen kleinen Plausch, bevor es ins holzgetäfelte Sitzungszimmer geht, in dem nicht nur der Stadtrat sowie die Fachausschüsse tagen – sondern auch die Arbeitsgruppe.

„Ich habe mich schon immer für politische Themen interessiert“, sagt er. „Helmut Schmidt war mein Lieblingspolitiker, der war ein richtiger Anpacker.“ Wie der Altkanzler, ist auch Andreas Strigan ein Anpacker: Er möchte mitbestimmen und mitgestalten. „Ich will mich für Schwächere einsetzen, die sonst vielleicht nicht gehört werden.“ Ein wichtiges Anliegen ist für ihn die Barrierefreiheit in der Stadt: Breite Bürgersteige, abgesenkte Bordsteine und ausreichend Sitzmöglichkeiten für Senioren oder Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Aber Andreas Strigan hat noch weitere Ideen: „Umkleidekabinen in Bädern sollten groß genug sein, damit sie jeder nutzen kann.“

Einstehen für andere – das ist für Andreas Strigan nichts Neues: Jahrelang hat er im Werkstattrat die Belange von Menschen mit Behinderung in der Betriebsstätte Benkhausen vertreten. Mittlerweile ist Andreas Strigan Rentner und genießt das Leben mitten im bunten Burano-Viertel der Stadt. Er mag das Miteinander in der Nachbarschaft, aber auch die Unabhängigkeit, die ihm seine eigene Wohnung bietet. „Ich bekomme Unterstützung, wenn ich sie brauche. Zweimal die Woche koche ich mit einer Mitarbeiterin und lerne dabei neue Rezepte. Einige Eintöpfe kann ich schon.“ Langeweile bei Andreas Strigan? Ausgeschlossen!