Job mit viel Verantwortung Daniel Stephan hat einen ausgelagerten Arbeitsplatz in einer Tierpension

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Daniel Stephan ist ein hochgewachsener, kräftiger Mann. Beinahe stößt sein Kopf an das Dach der tiergerecht ausgebauten Gartenhütte, in der derzeit drei Katzen leben. Die Samtpfoten sind „auf Urlaub“ in der Tierpension Landers in Bad Oeynhausen-Werste, in der Stephan einen ausgelagerten Werkstattarbeitsplatz hat. Er ist sozialversichert, hat Urlaubsanspruch und verdient sein eigenes Geld.

In seine Zuständigkeit fällt unter anderem die Versorgung der Pensionsgäste. Streicheleinheiten inklusive. „Das ist meine Lieblingskatze. Sie ist ganz zutraulich“, sagt der 33-Jährige und streichelt die getigerte Katze, die sich sanft an seine Hand schmiegt. Dabei ist der große Mann ganz behutsam. Doch seine Arbeit besteht nicht nur daraus, Schmuseeinheiten zu verteilen: „Ich mache die Katzenklos sauber, stelle frisches Wasser hin und fülle das Futter auf“, erklärt der junge Mann, der in Löhne lebt und von der Diakonischen Stiftung Wittekindshof unterstützt wird.

Auf dem Weg zum optimalen Job

Einige Jahre hat Daniel Stephan im Wäscheservice in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) auf dem Gründungsgelände der Stiftung gearbeitet. „Das hat nicht so gut geklappt“, resümiert Stephan. „Aber hier haben wir jetzt einen guten Arbeitsplatz gefunden“, sagt Diakon Rüdiger Peters vom Wittekindshofer Team Arbeit und Berufliche Integration (ABI). Daniel Stephan stimmt ihm zu: „Rüdiger hat mich immer sehr gut unterstützt.“ Peters hat ihm mehrere Praktika organisiert. Immer mit dem Ziel, den optimalen Job für den Löhner zu finden und ihm langfristig den Weg auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Seit Januar 2020 arbeitet Daniel Stephan nun für Angelika und Theo Landers, die an der Nordstraße ihre Tierpension betreiben.

Angefangen hat alles vor einigen Jahrzehnten. Landers hatten eine sehr erfolgreiche Schäferhund- Zucht. Hin und wieder nahmen sie Hunde von Bekannten kurzzeitig auf. Und Freunde halfen bei der Versorgung. „Dann kamen immer mehr Anfragen, später auch für Katzen“, berichtet Angelika Landers. Heute beherbergen sie und ihr Mann auch Meerschweinchen, Kaninchen und Vögel. Selbst halten sie zu ihren Schäferhunden noch zahlreiche Hühner. „Da kommt einiges an Arbeit zusammen“, sagt Angelika Landers.

Tiere versorgen und Gassi gehen

So hilft Daniel Stephan nicht nur in den Katzenhäusern, sondern auch bei der Versorgung und Pflege der Kleintiere. „Und ich gehe mit den Hunden Gassi, zwei Mal am Tag. Aber nicht mit allen. Mit ihm darf ich nicht gehen“, sagt Stephan und deutet auf einen American Staffordshire Terrier, der freudig schwanzwedelnd am Zwingerzaun steht und an der Hand des jungen Manns schleckt. „Das ist ein so genannter Listenhund. Dafür brauche ich einen Nachweis, um mit ihm gehen zu dürfen. Der ist aber ganz lieb“, versichert er, hält seine Hand noch einmal zum Schnuppern an den Zaun und geht weiter. Wenige Meter weiter springt die Labradordame Paula schon vor Freude auf und ab. „Die weiß genau, was jetzt ansteht.“ Stephan geht vorsichtig in den Zwinger, damit der schokobraune Vierbeiner nicht entwischen kann, und legt ihm das Halsband um.

„Sie ist immer so stürmisch am Anfang“, sagt Stephan während Paula den Fast-Zwei-Meter- Mann über das Außengelände hin zum Feldrand zieht. „Das legt sich gleich, nachdem sie ihre Geschäfte erledigt hat“, weiß er. Dass seine Arbeit viel Verantwortung mit sich bringt, ist dem 33-Jährigen sehr bewusst. Fehler und Unaufmerksamkeiten können schwere Folgen mit sich bringen: „Wenn eine der Katzen entwischt, ist sie weg. Die können wir nicht mehr einfangen“, sagt Angelika Landers mahnend in Richtung Stephan. Beinahe wäre es nämlich schon einmal dazu gekommen. Aber der junge Mann hat aus seinem Fehler gelernt und achtet nun tunlichst darauf, dass es zu keinem weiteren Ausbruchsversuch seitens der Pensionsgäste kommen kann.

Es ist auch mal anstrengend

Um 8 Uhr morgens beginnt sein Arbeitstag. Alle zwei Wochen hilft er auch am Wochenende. Er kommt mit dem Rad zur Arbeit, wenn das Wetter es zulässt. Stephan arbeitet größtenteils allein. Das kommt ihm und seinen Bedürfnissen entgegen. Er bekommt vom Ehepaar Landers seine Aufgaben gestellt, die er abarbeitet. „Ein bisschen Arbeit im Garten fällt auch schon einmal an“, sagt Angelika Landers und blickt auf das große Areal an der Nordstraße. Das Bürsten der Hunde kommt auch hinzu. „Mir gefällt es hier gut, auch wenn es mal anstrengend ist. Alles darf ich nicht machen. Manches macht die Chefin auch selbst“, sagt Stephan. Wenn es einmal zu Problemen oder Missverständnissen kommt, sprechen Landers dies mit Daniel Stephan direkt an. Bei Bedarf steht Rüdiger Peters allen zur Seite. „Wir wollen, dass es für alle passt – für die Menschen, die wir unterstützen und die Arbeitgeber.“ Für Daniel Stephan passt der tierische Job bei Landers auf jeden Fall.

Durchblick

Der Bericht ist in der Ausgabe "Tierisch" des Magazins "Durchblick" erschienen.