Wie es zum Namen "Wittekindshof" kam

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Namenspatron für die Diakonische Stiftung Wittekindshof war der "Sachsenherzog" Widukind, der vermutlich zwischen 730 - 806 n. Chr. lebte. Im Volksmund wird er auch Wittekind genannt. Widukind soll um 730 im heutigen nördlichen Westfalen geboren worden sein. Als "Herzog" der Sachsen, einem germanischen Stammesverbund, der sein Hauptsiedlungsgebiet im heutigen nordwestdeutschen Raum hatte, führte er in den Sachsenkriegen (772 - 804) den Widerstand gegen den fränkischen König Karl den Großen (747 oder 748 - 814) an.

Das Fränkische Reich entstand im 5. Jahrhundert und erreichte unter Karl dem Großen seinen Höhepunkt und seine größte Ausdehnung. Es umfasste große Teile Süd-, Mittel- und Westeuropas. Im Jahr 800 wurde Karl vom Papst in Rom zum ersten Kaiser der Nachantike gekrönt. Nach langen Kämpfen gelang es ihm, Sachsen in das Fränkische Reich zu integrieren.

Sagen und Mythen

Nach hartnäckigem Widerstand gegen König Karl unterwarf sich Widukind und ließ sich 785 taufen. Dadurch machte er den Weg zur Christianisierung Sachsens frei. Außerdem erreichte er die Aufnahme der sächsischen Adeligen, nach deren Taufe, in die Verwaltungsstrukturen des Fränkischen Reiches. Das führte letztlich zum "Zusammenwachsen" von Franken und Sachsen. Nach dem Zerfall des Frankenreiches im 9. Jahrhundert bildete sich das Westfränkische Reich, aus dem sich Frankreich bildete und das Ostfränkische Reich, dem Vorläufer des Heiligen Römischen Reiches, aus dem letztlich Deutschland hervorging.

Die gesicherten Quellen zu Widukind sind sehr dürftig. In der Sagenwelt dagegen ranken sich viele Geschichten um ihn. Ein Teil dieser Sagen soll sich im Wiehengebirge begeben haben, unter anderem die vermutlich bekannteste Sage, nämlich die seiner Bekehrung zum christlichen Glauben: Die Bekehrung Widukinds Laut der Volkssagen, in denen Widukind stets Wittekind genannt wird, hatte er in Verkleidung einen christlichen Gottesdienst besucht. Nun ritt er grübelnd über den Kamm des Wiehengebirges und überlegte, welches der rechte Glaube sei: sein Glaube an die heidnischen Götter oder der an den einen Gott der Franken. Schließlich bekam er großen Durst, fand aber keine Quelle. Die großen Wege konnte er nicht reiten, da die Häscher Karls des Großen ihn jagten. Also dachte er bei sich: "Wenn der Gott der Christen der wahre Gott ist, dann gibt er mir zu trinken." Schon bald schlug sein Pferd mit dem Huf an einen Stein und heraus quoll frisches Wasser. Dieses Erlebnis führte dazu, dass Wittekind sich zum christlichen Glauben bekehrte.

An beziehungsweise über der Quelle wurde später die Kirche von Bergkirchen erbaut. Weitere Wittekindsquellen befinden sich am Wittekindsweg bei Lübbecke und in der Wallanlage der Wittekindsburg in Porta Westfalica. In Erinnerung an den "Sachsenkönig" und seine Geschichte steht ein Widukinddenkmal in Herford und einen Brunnen in Enger. In der Stiftskirche Enger sollen zudem die Gebeine Wittekinds liegen. Dies ist aber wissenschaftlich umstritten.

Gründung des Wittekindshauses

Der heutige Wittekindshof liegt nur wenige hundert Meter von dem Ort entfernt, an dem sich das Quellwunder ereignet haben soll, nämlich der Bergkirchener Wittekindsquelle. Am 2. Mai 1887 hatte Pastor Hermann Krekeler (1841 - 1898), Pfarrer in Volmerdingsen und Gründer des Wittekindshofes, den Hof Volmerdingsen Nr. 83 von Bauer Friedrich Heuke (1841 - 1917) gekauft. Noch am gleichen Tag erschien ein gedrucktes Flugblatt, das die Öffentlichkeit über die Gründung des "Wittekindshauses". Dort taucht der Name "Wittekindshaus" erstmalig auf.

Held der nationalen Einigung

Leider kann nicht gesagt werden, wer den Namen "Wittekindshaus" vorgeschlagen hat. Bei der Benennung lassen sich unschwer zwei für die damalige Zeit wichtige Komponenten finden. Die volksmissionarische: Wittekind wurde Christ und sorgte mit seiner Taufe für die Ausbreitung des Christentums in dieser Gegend. Die deutschnationale: Deutschland als Nationalstaat war gerade einmal 16 Jahre alt und in der nationalen Bewegung betrachtete man Wittekind als einen der Helden auf dem Weg dorthin.