Vorfreude auf den Umzug Wohn-Zentrum Zurbrüggen stattet Wittekindshofer Wohnhaus mit Mobiliar aus

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Herne (JP). Drei Schubladen mit ausreichend Stauraum und Rollen soll der Nachttisch von Angelina Soike haben. Die 26-Jährige hat genaue Vorstellungen von dem Möbelstück, das ihre neue Zimmereinrichtung vervollständigen soll.

Marco Meise, Bereichsleitung Schlafen im Wohn-Zentrum Zurbrüggen in Herne, steht ihr bei der Suche beratend zur Seite. Der Fachmann hat schließlich auch schon die anderen Möbel für das neue Wohnhaus der Diakonischen Stiftung Wittekindshof zusammengestellt, in das die junge Frau einziehen wird.

"Dieser Nachtisch kommt Ihrem Wunsch doch schon sehr nahe, sehr viel Stauraum. Er hat allerdings keine Rollen", führt Marco Meise aus, während er mit Angelina Soike in einem dschungelartig geschmückten Ausstellungsbereich des Wohnzentrums steht. Soike zeigt sich weniger beeindruckt. Mit ihrer Mutter hat sie im Vorfeld des Shoppingtrips bei Zurbrüggen bereits in einem der zahlreichen Kataloge das Schränkchen ihrer Wahl gefunden. "Ich möchte es rollen können", macht sie deutlich.

"Das ist gar kein Problem. Wir können den Nachtisch nach Ihren Wünschen anpassen. Lassen Sie uns das mal am Computer anschauen. Dann sehen wir auch, wie es in Ihr Zimmer passen wird", sagt Meise und führt die Hernerin, die von der Wittekindshofer Mitarbeiterin Katharina Menke begleitet wird, in den Beratungsbereich.

Neues PWS-Angebot

Katharina Menke wird die Leitung des neuen Wittekindshofer Wohnhauses an der Mont-Cenis-Straße 138 in Sodingen übernehmen. Seit Ende 2019 baut die Diakonische Stiftung Wittekindshof dort ein Wohnhaus für zwölf Frauen und Männer mit geistiger und mehrfacher Behinderung sowie dem Prader-Willi-Syndrom (PWS), einer seltenen genetischbedingten Behinderung. Nun ist es bezugsfertig.

Angelina Soike wird mit zwei ihrer jetzigen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner in eine Vierer-Wohngruppe ziehen. Derzeit leben sie noch im nahegelegenen spezialisierten PWS-Wohnangebot der Stiftung an der Mont-Cenis-Straße 158, dessen Leitung derzeit noch Menke Inne hat. Sie arbeitet seit mehr als zwölf Jahren mit Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom und hat den Neubau konzeptionell begleitet.

Die beiden Wohnangebote der Stiftung werden zukünftig weiter ausdifferenziert: Im Neubau leben Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom, die in ihrem Alltag noch auf etwas mehr Unterstützung angewiesen sind. In den angemieteten Wohnungen wenige Meter weiter werden Frauen und Männer wohnen, die entweder auch PWS haben oder Adipositas. Sie sind bereits selbstständiger und auf weniger Unterstützung angewiesen.

"Dankbar für die Unterstützung"

Angelina Soike wohnt seit sechs Jahren in der PWS-Wohngruppe der Stiftung und hat bereits Fortschritte erzielt. Sie hat sich etwas verselbstständigt, fühlt sich wohl im Haus und hat gute Kontakte zu ihren Mitbewohnerinnen und -bewohnern geknüpft. Ihre Freude auf ihr neues Zimmer in der Vierer-Gruppe ist daher groß. Mit Marco Meise kann sie nun zum ersten Mal zumindest einen virtuellen Blick hineinwerfen: "So wird ihr Zimmer aussehen, mit viel Stauraum und auch ausreichend Platz für das rollbare Nachtischchen", sagt der Fachberater und deutet auf den Monitor. "Das ist super", sagt Soike zufrieden.

Schnell wird noch die Bestellung aufgegeben und dann setzt die 26-Jährige ihre Unterschrift unter den Kaufvertrag. Katharina Menke hilft ihr bei der Angabe der korrekten Adresse und gibt ihre Nummer für Rückfragen an. Die ist bei Meise bereits im System gespeichert. Die beiden stehen seit geraumer Zeit in engem Austausch: Denn Zurbrüggen hat der Diakonischen Stiftung großzügige Rabatte bei der Einrichtung des neuen Wohnhauses gewährt.

"Wir haben fast das gesamte lose Mobiliar bei Zurbrüggen gekauft – Betten, Schränke, Kommoden, Sofas, Regale und vieles mehr. Dank des großen Entgegenkommens konnten wir viel Geld einsparen, das an anderen Stellen beim Neubau wieder eingesetzt werden kann. Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung", berichtet Kim Laszczyk, Projektleiter der Wittekindshofer Bau- und Immobilienabteilung.

Bis Angelina Soikes Rolltisch an die Mont-Cenis-Straße geliefert wird, wird es noch ein paar Wochen dauern. Bis dahin wird sie ihr neues Zimmer einrichten und sich im neuen Haus einleben. Und wer weiß, was dann noch so fehlt und bei Marco Meise bestellt werden muss.

Das Prader-Willi-Syndrom

Das Prader-Willi-Syndrom ist eine seltene Behinderung, die auf einer Veränderung des 15. Chromosoms beruht. Typisch sind körperliche Besonderheiten, eine geistige Behinderung und vor allem eine angeborene Esssucht und herausforderndes Verhalten, die oft zu erheblichen Problemen im Zusammenleben in der Familie, in Kindertagesstätten, Schulen und am Arbeitsplatz führen. Um dem besonderen Unterstützungsbedarf von Menschen mit PWS gerecht zu werden, hat der Wittekindshof in Herne 2008 ein spezialisiertes Wohnangebote für Frauen und Männer mit Prader-Willi-Syndrom geschaffen, das aufgrund der hohen Nachfrage ausgeweitet wurde.