"Volker gehört dazu" Gastfamilie berichtet aus ihrem Alltag

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Seit 16 Jahren lebt Volker Nickel in einer Gastfamilie. Begleitet wird er dabei vom Wittekindshofer Fachteam für "Betreutes Wohnen in Familien".

Drei Menschen sitzen an einem Tisch und kniffeln mit einem Würfelbecher.

Volker Nickel (Mitte) lebt seit 16 Jahren bei Oliver Maschmeier (links) und seinen Eltern Giesela und Willi. Als Familiengast wird er begleitet vom pädagogischen Fachteam für das "Betreute Wohnen in Familien".

Hille (ACL). Beim Kniffeln behält Volker Nickel den Überblick. Gewissenhaft trägt der 55-Jährige die Punkte in die Tabelle ein, die Giesela Maschmeier erzielt hat. "Das war ein Full House. Nun bist du an der Reihe, Oliver", sagt er und reicht den Würfelbecher weiter. Ob Spielrunden, gemeinsames Fernsehen oder Ausflüge: „Wir unternehmen viel zusammen“, sagt er und Oliver Maschmeier (44) nickt zustimmend.

Die beiden Männer sind schon seit mehr als 20 Jahren eng befreundet. Und seit 16 Jahren lebt Volker Nickel bei Oliver Maschmeier und seinen Eltern Giesela und Willi in Hille. Begleitet wird die Familie dabei vom Wittekindshofer Fachteam „Betreutes Wohnen in Familien“. Das Angebot der Diakonischen Stiftung unterstützt Erwachsene mit Behinderung oder psychischer Beeinträchtigung, Familienanschluss zu finden, sowie Familien, die sich vorstellen können, einen Menschen in ihrer Mitte aufzunehmen.

Bedeutung der Familie

1993 wurde der Internationale Tag der Familie von den Vereinten Nationen ausgerufen, um auf die Bedeutung der Familie für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. In diesem Jahr, am 15. Mai, gibt eine Gastfamilie, die von dem pädagogischen Fachteam der Stiftung begleitet werden, Einblicke in ihr Familienleben. "Häufig erhalten wir Anfragen und schauen dann, welcher Mensch in welche Familie passen könnte. Familie Maschmeier und Volker Nickel haben sich aber schon lange vor seinem Einzug gefunden", sagt Anja Kruse. Sie leitet das Bad Oeynhausener Fachteam und begleitet die Familie.

"Oliver und ich kennen uns von der Arbeit", erinnert sich Nickel, der im Wäscheservice der Wittekindshofer Betriebsstätte Sonnenbrede tätig ist. "Volker war daraufhin fast jedes Wochenende bei uns zu Besuch und auch wir haben ihn in unser Herz geschlossen", fügt Giesela Maschmeier hinzu. Als die Anfrage kam, Nickel als Familiengast bei sich aufzunehmen, haben sie und ihr Mann nicht lange gezögert. "Volker gehört dazu, er ist bei Familienfesten genauso dabei, wie im Familienurlaub auf Amrum", bekräftigt Giesela Maschmeier.

Unterstützung in allen Lebensbereichen

Für die Versorgung und Betreuung erhält die Gastfamilie ein festes monatliches Betreuungsgeld. Der Aufenthalt ist auf Dauer angelegt, kann aber jederzeit von beiden Seiten gekündigt werden. Den Alltag meistert die Familie mit Unterstützung von Anja Kruse und ihrem Team: "Es ist immer gut zu wissen, dass wir eine Ansprechpartnerin haben, die uns etwa in begleitet und berät.“

Insgesamt arbeiten in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof drei pädagogische Fachteams in Bad Oeynhausen, Gronau und Hamm. Sie beraten die Familie und ihren Gast bei Fragen, Herausforderungen oder Konflikten, unterstützen im Alltag, etwa bei Arztbesuchen, und organisieren alternative Betreuung bei Krankheit oder Urlaub. "Wir behalten das gesamte Lebensumfeld des Familiengastes im Blick und sind rund um die Uhr ansprechbar.  Dabei schauen wir vor dem Einzug natürlich immer, wie die Menschen zueinander passen, und welche Voraussetzungen es vor Ort gibt. Ein Mensch mit mobilen Einschränkungen benötigt beispielsweise ein barrierefreies Umfeld", sagt Anja Kruse.

Auch eigene Rückzugsmöglichkeiten seien ein wichtiger Aspekt im Zusammenleben. "Wir leben im Erdgeschoss, Volker und Oliver im Obergeschoss", sagt Giesela Maschmeier. Volker Nickel: "Jeder hat sein eigenes Zimmer, wir teilen uns Wohnzimmer, Küche und Bad." Auch Oliver Maschmeier gefällt das Zusammenleben. Für ihn ist Volker Nickel ein verlässlicher Freund.

Interessierte, die mehr über das Leben in einer Gastfamilie erfahren wollen, können sich bei Bereichsleiterin Anja Kruse unter (05731) 3 03 70 25 melden.