Umzug mit über 80 Jahren

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"Einen alten Baum verpflanzt man nicht" sagt ein altes Sprichwort. Aber Gerda Lünsche ist mit über 80 Jahren umgezogen. Sie hat fast ihr ganzes Leben auf dem Wittekindshofer Gründungsgelände gewohnt und gearbeitet. Jetzt hat sie eine eigene Wohnung zusammen mit ihrer Freundin in der Hauswohngemeinschaft am Auerhahnweg in Minden.

Gerda Lünsche war "mithelfendes Mädchen" in der Kinderheimat in Bad Oeynhausen. In dem Wohnhaus hat sie Betten gemacht, geputzt und die Mitarbeitenden bei der Versorgung der Kinder und Jugendliche mit Behinderung unterstützt. Genauso wie die anderen "Arbeitsmädchen" hat sie auch in der Kinderheimat gewohnt. Die Arbeit war für die Frauen, die selbst mit einer Behinderung leben, anspruchsvoll und anstrengend. Trotzdem haben sie bis heute auch schöne Erinnerungen – gerade auch an die Kinder. Vor gut zehn Jahren sind alle mithelfenden Bewohnerinnen aus der Kinderheimat ausgezogen. Einige waren längst in Rente. Die anderen folgten ihnen nach und nach. Zusammenbleiben konnten die "Arbeitsmädchen", wie sie sich bis heute im Rückblick immer noch nennen, trotzdem. Sie lebten zusammen in einer Wohngruppe im Haus Morgenstern.

Neues Wohnangebot und Kontinuität durch die Mitarbeiterin

Vor zweieinhalb Jahren sind sie erneut umgezogen in die neue Hauswohngemeinschaft am Auerhahnweg in Minden. Es war ein ganz neues Wohnangebot mit Einzel- und Doppelappartements für Ambulant Unterstütztes Wohnen für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf. Auch eine Mitarbeiterin, die seit mittlerweile 22 Jahren mit den Frauen zusammen arbeitet, ist mit umgezogen.

Gerda Lünsche wohnt mit ihrer Freundin Karla Fiedler zusammen. Das war der Wunsch von beiden Frauen. Jede hat ein eigenes Zimmer. Zusammen haben sie ein Wohn-Esszimmer mit Küchenzeile. Es ist für beide die erste eigene Wohnung: "Im Wittekindshof in Volmerdingsen waren wir alle auf einen Haufen. Das war nicht so schön. Da wollen wir nicht mehr hin. Wir bleiben hier, wo wir sind", erklärt Karla Fiedler und Gerda Lünsche nickt ihr zustimmend zu.

In Minden angekommen

Die beiden Frauen fühlen sich in ihrer Wohnung mit Balkon wohl und erklären stolz, dass sie alles selbst machen. Sie haben eine eigene Waschmaschine und bereiten sich ihr Essen selbst zu. Da, wo es nötig ist, beraten und unterstützen Mitarbeitende. Manchmal kommen Nachbarn zu Besuch oder sie treffen sich im Gemeinschaftraum und nehmen an den Tagesstrukturierenden Angeboten im Wittekindshofer Wohnhaus Friedrichstraße teil. Wichtig ist ihnen der Gottesdienstbesuch. Seit einiger Zeit gehören sie zu einer Gemeindegruppe. Man trifft sich und redet im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt: "Die Leute da sind sehr lieb. Ich habe auch schon mal was gesagt. Die hören mir zu. Wir essen zusammen. Das ist schön. Jeder bringt mal was mit", berichtet Karla Fiedler, die die Gruppe zusammen mit Gerda Lünsche und einer Nachbarin aus dem Auerhahnweg besucht.

"Einen alten Baum verpflanzt man nicht" ist ein altes Sprichwort. Gerda Lünsche und Karla Fiedler sind der beste Beweis, dass es nicht immer stimmt. Die eine war über 60, die andere über 80 Jahre alt beim Umzug.