Starnitzke fordert Heimkinderfonds auch für Behindertenhilfe und Psychiatrie

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Exklusion in Zeiten der Inklusion

Bad Oeynhausen/ Berlin/ Mainz (AM). „Der Heimkinderfonds ist ein Beispiel für Exklusion im Zeitalter der Inklusion. Diese offensichtliche Diskriminierung muss endlich beendet werden. Es sind schon viel zu viele Menschen gestorben, die Gewalt erlebt haben und keine Mittel aus dem Heimkinderfonds und damit keine Anerkennung ihres Leides erhalten haben", erklärt der Vorstandssprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke in Bad Oeynhausen. Er kennt viele ehemalige Heimkinder persönlich und hat sich dafür eingesetzt, dass die Geschichte des Wittekindshofes wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. „Auch im Wittekindshof haben Menschen Unrecht, Gewalt und persönliche Erniedrigung erlebt. Die Strukturen haben sich damals nicht von denen in der Jugendhilfe unterschieden. Trotzdem sind Menschen, die damals in Einrichtungen der Behindertenhilfe gelebt haben, zu denen auch der Wittekindshof gehört, vom Heimkinderfonds ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen sind auch alle Menschen, die in der Psychiatrie Gewalt erlebt haben. Warum die einen heute Geld- und Rentenersatzleistungen bekommen und die anderen nicht, kann ich diesen Menschen nicht erklären. Viele ehemalige Heimkinder erleben das als doppelte Diskriminierung, weil sie keine finanziellen Fondsleistungen erhalten und ihr Leid nicht anerkannt wird", klagt Starnitzke, der sich seit Jahren für die Öffnung des Heimkinderfonds eingesetzt hat. In der Wittekindshofer Zeitschrift Durchblick hat er das Thema Heimkinderfonds jetzt bereits zum zweiten Mal zum Schwerpunktthema erhoben und ehemaligen Heimkindern damit auch eine Stimme gegeben, indem sie portraitiert werden und selbst zu Wort kommen.

Durch viele Gespräche mit ehemaligen Heimkindern, aber auch die wissenschaftlichen Überlegungen zum Thema kommt für den leitenden Wittekindshofer Theologen ein weiterer Aspekt erschwerend hinzu: „Ganz offensichtlich ist, dass früher viele Menschen in Einrichtungen der Behindertenhilfe gelebt haben, die eigentlich keine Behinderung hatten. Auch sie sind vom Heimkinderfonds ausgeschlossen. Wir brauchen einen parteiübergreifenden und gesellschaftlich übergreifenden Konsens, um diese schlimme Exklusion zu beenden", fordert Starnitzke, der sich mit einem entsprechenden Appell auch an die Sozialminister aller Bundesländer gewendet hat, damit sie in der Arbeits- und Sozialministerkonferenz (ASMK) Ende des Monats in Mainz einen entsprechen Beschluss zugunsten des Heimkinderfonds und der bisher benachteiligten Menschen treffen.

Der Ausschluss von ehemaligen Heimkindern, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe Gewalt erlebt haben und vom Heimkinderfonds ausgeschlossen sind, war zweimal Schwerpunktthema im Wittekindshofer Durchblick - die entsprechenden Seiten aus dem Durchblick stehen als Download zur Verfügung.