Sprung ins kalte Wasser Wie Carl-Friedrich Heinke zum Tenor im Kirchenchor wurde

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Achtet auf das Doppel-T von Gott. Das wird auf der Pause betont.“ Coletta Lehmenkühler gibt klare Anweisungen, während sie das Lied auf dem Klavier anspielt. „Erst die Alt- und Sopran-Stimmen, im nächsten Durchlauf setzen dann die Bässe und Tenöre ein“, sagt die Leiterin des St.-Elisabeth- Chors. Die Sängerinnen und Sänger blicken aufmerksam auf ihre Notenblätter zu „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen“. Das Stück gehört zum Repertoire des Kirchenchores der katholischen Gemeinde in Hamm-Berge. Seit 50 Jahren besteht der Chor schon, seit etwa fünf Jahren dabei ist auch Carl-Friedrich Heinke, den alle nur „Kalle“ nennen.

„Als ich jünger war, habe ich mal im Kinderchor gesungen. Und eine Zeit lang habe ich Geige gespielt, aber das Notenlesen war nicht so meins“, sagt der 32-Jährige. Ansonsten habe er mit Musik seit seiner Jugend eigentlich nicht viel am Hut gehabt. „Ich bin in meiner Freizeit viel unterwegs, reise gerne mit Bus und Bahn, beispielswiese in die Kreise Herford und Minden-Lübbecke. Dort bin ich in meiner Jugend zur Schule gegangen“, erinnert sich Carl-Friedrich Heinke. Wie und wann kam er also zum Chor? „Das war 2017. Meine Mutter kennt die Chorleiterin und hat mir vorgeschlagen, mal bei einer Probe mitzumachen. Das habe ich dann auch getan und seitdem bin ich als Tenor dabei“, erinnert sich der Hammer, der in seiner eigenen Wohnung lebt und vom Wittekindshof ambulant unterstützt wird.

Obwohl er keine Noten lesen kann und abgesehen von der Chorleiterin auch niemanden kannte, hat Carl-Friedrich Heinke den Sprung ins kalte Wasser gewagt – und nicht bereut. Das laute Mitsingen habe ihn zunächst Überwindung gekostet. „Aber mit Übung geht es nun besser“, sagt er. Neben dem Singen gefalle ihm auch das Miteinander im Chor. „Anfangs wusste ich gar nicht, über was ich mit den anderen reden soll – oder wie ich ein Gespräch anfangen kann. Ich habe mich einfach erstmal dazugestellt, zugehört und dann auch was gesagt.“ Ein mutiger Schritt. Das findet auch Coletta Lehmenkühler. „In der Pubertät hören viele Jungen mit dem Singen auf, weil sich die Stimme verändert. Das kann verunsichern“, weiß sie. Umso mehr freue es sie, dass sich Carl- Friedrich Heinke im Erwachsenenalter wieder für die Musik und die Chorarbeit interessiere. „Kalle ist sehr zuverlässig und bei jeder Probe dabei“, lobt die studierte Musikerin. „Und er ist nicht der einzige, der keine Noten lesen kann. So geht es vielen im Chor – und das ist auch gar nicht schlimm“, betont sie. Jeder und jede könne mitmachen. „Es gibt keine unmusikalischen Menschen“, ist sie überzeugt.

Einmal wöchentlich treffen sich die 25 Sängerinnen und Sänger im Gemeindehaus zur eineinhalbstündigen Probe. Die Zeit reicht, um etwa drei bis vier Stücke durchzugehen. „Darunter sind immer bekannte und neue Lieder, die wir gemeinsam erarbeiten.“ Schnell wird deutlich: Chorarbeit ist Detailarbeit. Hochkonzentriert gehen Carl- Friedrich Heinke und die anderen Sängerinnen und Sänger die Textpassagen durch, überprüfen den Takt und justieren an der Betonung, bevor Sopran, Alt, Bass und Tenor dann zueinanderfinden und zum großen Ganzen werden. „Ich mag es, wenn alle zusammensingen“, sagt Carl-Friedrich Heinke, während er im Notenheft zurückblättert. Es geht wieder auf Anfang. „Achtet auf das Doppel-T von Gott“, erinnert Coletta Lehmenkühler. Und dann stimmen alle ein