Lieben, wen man will

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"Ich liebe meinen Peter sehr", sagt Reinhard Brügma und legt die Hand auf das Knie seines Freundes Peter Neuschütz. Seit 14 Jahren sind die Männer, die Angebote des Wittekindshofes nutzen, ein Paar. Ihren Jahrestag kennt Brügma aus dem Effeff, denn jeder Tag mit "seinem Peter" ist ein besonderer.

"Ich liebe meinen Peter sehr", sagt Reinhard Brügma und legt die Hand auf das Knie seines Freundes Peter Neuschütz. Seit 14 Jahren sind die Männer, die Angebote des Wittekindshofes nutzen, ein Paar. Ihren Jahrestag kennt Brügma aus dem Effeff, denn jeder Tag mit "seinem Peter" ist ein besonderer. Sie sehen sich jedes zweites Wochenende, immer abwechselnd besuchen sie sich in Rahden oder Vlotho, je nachdem, wer an der Reihe ist. Unter der Woche ist festgelegt, wer wann anruft: Immer mittwochs ruft Peter Neuschütz bei Reinhard Brügma an, sonntags ist es umgekehrt. Vor zehn Jahren haben sie sich einen Freundschaftsring gekauft, vor knapp vier Jahren wurde Verlobung im Kontakt- und Informationszentrum (KIZ) Café SoLero Vlotho gefeiert.

Eheschließung ist mit Kosten verbunden

Doch das finale Ja-Wort haben sie sich noch nicht gegeben. Drum prüfe, wer sich ewig bindet "Erstmal müssen wir zusammenziehen, vorher wird nicht geheiratet", sagt Peter Neuschütz recht bestimmend und guckt seinen Lebensgefährten eindringlich an. Brügma möchte unbedingt heiraten: "Ich war schon mehrfach beim Standesamt und habe gefragt, wie teuer das ist. Das kostet so um die 90 Euro. Aber dann kommt ja noch die Feier hinzu", ist er sich der Kosten bewusst. Für Peter Neuschütz sind es aber nicht die Kosten, die einer Vermählung noch im Wege stehen. Er besteht darauf, vorher das Zusammenleben zu erproben.

Jeder genießt seine Freiheit, Streit gibt es kaum

Jetzt genießen beide ihren Freiraum, Peter Neuschütz in der eigenen Wohnung in Rahden, Reinhard Brügma im Stationär Unterstützten Wohnen in Vlotho. Neuschütz weiß, dass es auch Vorteile hat, dass sie sich nicht ständig sehen: "Wir streiten uns nicht." Ganz im Gegenteil, wie Brügma betont: "Wir genießen die Zeit zusammen, unterhalten uns bei Kaffee und Kuchen, hören Musik und schmusen." Bei anderen Paaren, die er kennt und die zusammenleben, sei das anders. "Da fliegen auch schon mal die Fetzen und es wird geschimpft. Da fallen manchmal Worte, du glaubst es nicht."

Vor der Hochzeit zusammen wohnen

Auch wenn Reinhard Brügma es kaum erwarten kann, "seinen Peter" zu heiraten, akzeptiert er es, dass dieser erst in einer gemeinsamen Wohnung leben möchte. "Wenn Peter das so will, dann machen wir das so. Er muss ja auch wollen", sagt der Vlothoer und blickt zu seinem Lebensgefährten, der neben ihm auf der Couch sitzt. "Und das nächste Mal machst du deinen Ring wieder um", sagt er mit einem leicht vorwurfsvollen Ton. Den hat Peter Neuschütz nämlich in der Dusche vergessen. "Aber ich weiß ja, wo er liegt", gibt er mit einem Grinsen zur Antwort.

Egal, ob homo- oder heterosexuell

Die Sexualität von Menschen mit Behinderung war früher ein Tabu. Es herrschte strikte Geschlechtertrennung. Zärtlichkeit, Liebe und Sexualität gab es nur heimlich. Heute werden sie als wesentliche Bestandteile des Lebens angesehen – egal, ob homo- oder heterosexuell.