Jahresrückblick: weniger Klinikeinweisungen

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Vor gut einem Jahr hat der Wittekindshof das erste Wohnhaus für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung in Herford eröffnet. Im Vorfeld gab es auch kritische Stimmen, heute stehen über 40 Personen auf der Warteliste.

Vor gut einem Jahr hat der Wittekindshof das erste Wohnhaus für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung eröffnet: in der Clarenstraße mitten in der Herforder  Innenstadt. Im Vorfeld gab auch kritische Stimmen, weil früher viel zu viele Menschen mit psychischer Erkrankung in geschlossen Wohnheimen und Kliniken leben mussten. Heute ist die Nachfrage nach den Wohnangeboten sehr hoch. Auf der Warteliste stehen über 40 Personen.

Einige von ihnen besuchen schon die Tagesstrukturierenden Angebote (TSA) im Nachbargebäudes des Wohnhauses. Für viele ist das der erste Schritt, um das Wohnumfeld regelmäßig zu verlassen und andere Menschen zu treffen. Zu den Teilnehmern gehören Rentner, aber auch junge Menschen, die sich in der TSA auf das Berufsleben vorbereiten und den allgemeinen Arbeitsmarkt als Ziel vor Augen haben.

„Wir schließen niemanden nur weg, sondern wollen allen Teilhabe und Freiheit ermöglichen,  jeweils angepasst an die aktuell verfügbaren Kompetenzen und Möglichkeiten“, betont Brands und weiß, dass er damit von seinen Mitarbeitenden viel Geduld verlangt: „Unser Grundsatz ist: möglichst viel mit den Bewohnern zusammen zu machen, auch wenn das Wäschewaschen dann zwei Tage dauert und der Mitarbeiter alleine viel schneller wäre“, erklärt Bereichsleiter Maik Brands.  Er hat schon bei den Bauplanung darauf großen Wert gelegt hat, dass in den beiden miteinander verbundenen Häusern verschiedenen Wohnbereich entstehen, die Entwicklungen vom geschützten Bereich bis zum Appartementwohnen als Vorstufe der eigenen Wohnung ermöglichen.

Insgesamt zieht Brands eine positive Jahresbilanz: „Wir haben zusammen Hausordnungen, Grundsätze und Standards entwickelt, die im Alltag für Klarheit sorgen und ein Beitrag sein sollen, um Konflikte zu vermeiden. „Psychische Krisen können trotzdem nicht ganz ausgeschlossen werden. So  wird es weiterhin akute Krankheitsphasen geben, in denen ein Mensch in die Psychiatrie muss. Man darf aber nie vergessen, dass es für einige Menschen schon ein Riesenerfolg ist, wenn sie nicht mehr monatlich, sondern nur noch zweimal  im Jahr in die Klinik müssen“, betont Brands.