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Bad Oeynhausen. Die heute durch die Polizei und Staatsanwaltschaft bekannt gewordenen Details zum laufenden Ermittlungsverfahren im bereits aufgelösten Wittekindshofer Geschäftsbereich 4 haben große Betroffenheit ausgelöst.

Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstand der Diakonischen Stiftung Wittekindshof: "Wir sind bestürzt und tief betroffen. Wenn im Wittekindshof Maßnahmen ergriffen wurden, die nicht rechtmäßig und strafbar gewesen sind, dann distanzieren wir uns davon klar und deutlich", betont Starnitzke.

"Es gilt, die Anschuldigungen schonungslos aufzuklären, wozu wir weiterhin unbedingt entschlossen sind. Nicht zuletzt sind wir das den Menschen, die wir unterstützen, ihren Angehörigen, rechtlichen Betreuungen sowie unseren Mitarbeitenden schuldig. Dazu verpflichten uns unsere christlichen Grundwerte und die Geschichte des Wittekindshofes. Wir werden personelle Konsequenzen aus diesen Anschuldigungen ziehen", kündigt Starnitzke an.

Weitreichendes Maßnahmenpaket

Unabhängig von den polizeilichen Ermittlungen, die der Wittekindshof von Beginn an vorbehaltlos unterstützt, haben die Verantwortlichen ein weitreichendes Maßnahmenpaket zu einer Umstrukturierung in der Stiftung eingeleitet und eine fachlich qualifizierte Sonder-Kommission eingesetzt.

In der Konsequenz wurden bereits personelle und strukturelle Veränderungen umgesetzt. So existiert der Wittekindshofer Geschäftsbereich 4 schon seit Sommer 2020 nicht mehr in seiner alten Form. Er wurde komplett neu strukturiert und der Leiter ist vom Vorstand von seinen Aufgaben entbunden worden.

Die spezialisierten Wohnangebote für erwachsene Menschen mit Behinderung, die aufgrund ihres herausfordernden Verhaltens und psychischer Beeinträchtigung auf umfassende Unterstützung und besonders enge Begleitung angewiesen sind, wurden auf drei Geschäftsbereiche unter der Leitung erfahrener Führungskräfte aufgeteilt. Damit ist die Konzentration dieser Angebote auf einen Geschäftsbereich aufgehoben.  

Eine zusätzliche Fachdienstleitung wurde eingesetzt. Ihr sind die Psychologinnen und Psychologen unterstellt, die für den Heilpädagogischen Intensivbereich zuständig sind. "Sie sichern die Einhaltung von fachlichen Standards in der Wohn- und Betreuungsqualität ab. Punktuelle Kontrollen sowie Berichte an Ressortleitungen und Vorstand gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben“, berichtet Starnitzke.

"Alle internen Prozesse und Standards im Kontext der Gewaltprävention und der freiheitsentziehenden Maßnahmen sind von der Sonder-Kommission bereits grundlegend überprüft und überarbeitet worden. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie haben wir sichergestellt, dass alle Mitarbeitenden der Stiftung im direkten Betreuungsdienst in diesen Vorgaben geschult werden", sagt Starnitzke.

"Ein weiterer wichtiger Baustein ist die neue externe Beschwerdestelle, die zusätzlich zu den bestehenden internen Beschwerdestellen eingerichtet wird“, sagt Starnitzke, „Dort können nicht nur Klientinnen und Klienten sowie ihre rechtlichen Betreuenden, sondern zusätzlich auch Mitarbeitende und dritte Personen problematische Abläufe an eine neutrale Person richten." 

Weitere Veränderungen geplant

Im Zuge der Restrukturierung sind zudem weitere Veränderungen geplant. "Wir werden weitere Maßnahmen im Verlauf dieser Umstrukturierung prüfen und durchführen. Darüber werden wir zum gegebenem Zeitpunkt selbstverständlich transparent kommunizieren." 

Starnitzke: "Wie Sie wissen, ist es in der Geschichte des Wittekindshofes in den 1950er und 1960er Jahren zu bedauerlichen Vorfällen gekommen. Frauen und Männer mit Behinderung wurden gegen ihren Willen festgehalten und misshandelt. Wir haben diese Vorfälle lückenlos aufgearbeitet und den Mut gehabt, uns auch den Schattenseiten unserer Vergangenheit zu stellen. Diese Verpflichtung aus der Geschichte nehmen wir sehr ernst und sie ist uns ein Auftrag, auch – und besonders – in diesem Fall." 

Der Vorstand weiter: "Bitte haben Sie jedoch Verständnis, dass wir während der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht weiter auf die Vorwürfe eingehen können."

Die Diakonische Stiftung Wittekindshof unterstützt mit über 3.500 Mitarbeitenden jährlich 5.000 Menschen mit und ohne Behinderung in 16 Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsschwerpunkt ist die Unterstützung von Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung in den Bereichen Beratung, Soziale Teilhabe im Wohnumfeld, Teilhabe am Arbeitsleben und an Bildung, Medizin, Therapie sowie Ausbildungen in sozialen Berufen.