"Er ist jetzt einer von uns" Von der Werkstatt auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt: Sebastian Winkler unterschreibt Vertrag bei Kühlzellen-Hersteller Celltherm

Weitere Meldungen ansehen:

Gronau-Epe (JP). "Es ist Zeit, dass du dich vom Wittekindshof löst und ins Celltherm-Team kommst. Diesen Vertrag hast du dir verdient", sagt Betriebsleiter Thomas Buss und schiebt Sebastian Winkler einen Arbeitsvertrag quer über den Tisch. Stolz und voller Freude greift der junge Mann zum Kugelschreiber und setzt seine Unterschrift unter das Dokument.

Sebastian Winkler hat mit der Unterzeichnung seines Arbeitsvertrags den Weg aus der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) auf den allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft und sich einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet. Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass Winkler bei Celltherm als Praktikant aus der Wittekindshofer Werkstatt anfing. Das Praktikum fand im Rahmen des Programms "Budget für Arbeit" des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) statt. Das LWL-Budget für Arbeit unterstützt den Übergang von Beschäftigten aus einer WfbM auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Begleitet und unterstützt wurden der 31-Jährige und der Gronauer Kühlzellen-Hersteller auf diesem Weg von Petra Mönstermann, Integrationsfachkraft vom Integrationsfachdienst Borken-Coesfeld, und Klaus Hogelucht-Schücker, Fachkraft für Übergangsförderung bei der Diakonischen Stiftung Wittekindshof.

"Er passt gut zu uns"

Bereits 2016 hatte Celltherm einen jungen Mann vom Wittekindshof angestellt, der an einem Vorgänger-Programm des Budgets für Arbeit teilnahm. Damals war die Skepsis gegenüber einem Kollegen mit Behinderung in der Belegschaft noch groß, doch legte sich binnen kürzester Zeit komplett. "Dieses Mal habe ich nicht lange überlegt, als Klaus Hogelucht-Schücker mich fragte, ob wir nicht wieder einem Menschen mit Behinderung eine Chance geben wollen", erinnert sich Thomas Buss. Zu gut seien die Erfahrungen gewesen. Und Buss sollte sich nicht täuschen: "Sebastian hat sich schnell eingearbeitet und ist Teil des Teams geworden. Er passt zu uns und arbeitet zuverlässig."

Zunächst war Winkler an zwei Tagen in der Woche im Betrieb. "Die anderen Tage war er in der Tischlerei der Wittekindshofer Werkstatt tätig oder nahm an Schulungseinheiten teil, in denen die Teilnehmer weiter qualifiziert werden. Langsam haben wir die Einsatzzeiten bei Celltherm gesteigert, so dass ein fließender Übergang entstand", berichtet Klaus Hogelucht-Schücker. Sebastian Winkler integrierte sich schnell bei der Gronauer Firma: "Nach einer Woche haben die Kollegen schon nach ihm gefragt, wenn er nicht da war. Denn dann fehlt er. Wenn wir viel zu tun hatten, haben wir in der Werkstatt angerufen und uns erkundigt, ob Sebastian kommen kann", erinnert sich Buss. Fachkräfte seien derzeit schwer zu finden. Daher profitiere jede Seite von der Zusammenarbeit, ist sich Buss sicher – Celltherm hat einen neuen kompetenten Mitarbeiter und Sebastian Winkler einen festen Arbeitsvertrag. "Ich werde auch in Zukunft weiter mein Bestes geben", verspricht Winkler etwas beschämt ob der lobenden Worte seines Chefs. Er ist froh, den Weg auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft zu haben, dafür ist er auch gerne morgens um 6 Uhr zum Dienst erschienen. Zwar wird er seine Kollegen und Kolleginnen aus der Werkstatt vermissen, "aber die freuen sich auch für mich".

Erfahrungen in der Wittekindshofer Tischler gesammelt

Dank seiner Erfahrungen in der Tischlerei der Wittekindshofer Werkstatt kann Sebastian Winkler die großen Maschinen wie CNC-Fräsen bei Celltherm problemlos bedienen. "Ich schneide Verstärkungsleisten zurecht, bohre Aluminiumbalken oder fräse Kuppeltrennleisten." Probleme gab es beim Übergang kaum und wenn, dann standen Petra Mönstermann und Klaus Hogelucht-Schücker zur Seite. "Wir kommen, wenn wir gebraucht werden, entweder für ein Gespräch in die Firma oder zu den Menschen nach Hause. Aber wir machen auch keine Probleme, wo keine sind", sagt Integrationsfachkraft Petra Mönstermann. Sie steht für Celltherm und Sebastian Winkler auch zukünftig als Ansprechpartnerin bereit. Doch an diesem Tag wird erst einmal angestoßen. Zur Feier des Tages hat Sebastian Winkler einen alkoholfreien Sekt mitgebracht. "Er ist jetzt einer von uns, er gehört nun zum Celltherm-Team", sagt Thomas Buss zufrieden zu einem Kollegen, dem er und Winkler beim Weg in die Produktionshalle begegnen. "Und Klaus, wenn du jemanden aus der Schlosserei hast, melde dich", gibt er Hogelucht-Schücker mit auf den Weg.