"Ein Anfang ist gemacht"

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Gronau (JP). "Wir sind dankbar für die unkomplizierte Hilfe der Bundeswehr. Daher haben wir bereits einen Verlängerungsantrag für den Einsatz der Soldaten gestellt", sagt Reiner Breder, zuständiger Wittekindshofer Ressortleiter in den Kreisen Borken und Steinfurt. Seit Ende Januar sind vier Marinekräfte bei der Diakonischen Stiftung im Einsatz und unterstützen das Personal bei den durchzuführenden Antigen-Schnelltests.

"Der Schutz unserer Klienten und Klientinnen, die zur besonders zu schützenden Bevölkerungsgruppe gehören, hat für uns höchste Priorität – ebenso der Schutz unserer Mitarbeitenden. Wir versuchen alles in unserer Macht stehende, um den Eintrag des Corona-Virus in die Stiftung zu verhindern. Wir haben das Angebot der Bundesregierung, Bundeswehrkräfte bei den Testungen einzusetzen, daher gerne angenommen. Noch mehr begrüßen würde ich allerdings ein Modell analog zu den Alltagshelfern in den Kitas, das ich als sehr hilfreich ansehe. Dadurch können Hilfskräfte im nichtpädagogischen Bereich eingesetzt werden. Vielleicht ist es auch eine Möglichkeit, Bundeswehrkräfte als eine Art Alltagshelfer in Wohnbereichen der Eingliederungshilfe einzusetzen. Sie könnten Hintergrundtätigkeiten übernehmen, um den Fachkräften in dieser Zeit mehr Luft zu verschaffen für die pädagogische Arbeit", appelliert Reiner Breder.

40 Soldaten im Kreis Borken

Die regelmäßigen Antigen-Schnelltests, auch POC-Testungen genannt, zählen zu den umfangreichen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen, mit denen der Eintrag von Infektionen in Wittekindshofer Wohnhäuser, die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) und andere Stiftungsangebote vermieden werden sollen, Kontakte und Besuche aber ermöglicht werden. Da die Tests mit erheblichem personellen Einsatz verbunden sind, hat die Bundesregierung Unterstützung angeboten.

Insgesamt sind inzwischen über 40 Soldaten, in den Kreis Borken abgeordnet worden. Vier davon, die zur Einsatzflottille 2 in Wilhelmshaven gehören, verrichten ihren Dienst im Wittekindshof. Eine entsprechende Schulung für ihre Tätigkeit erfolgte online durch den DRK-Landesverband, eine ergänzende praktische Einweisung übernahm Oliver Pankratz vom DRK-Kreisverband Borken.

"Wir haben zudem intern noch eine weitere Schulung angeboten, um die Kräfte optimal vorbereitet zu wissen", erklärt Karin Schlüsener vom Wittekindshofer Gesundheitsdienst. Die Zusammenarbeit laufe sehr gut. „Die Marinesoldaten sind in unseren Testzentren auf dem Gelände und in der Werkstatt eingesetzt. So können Mitarbeitende, die sonst die Testungen vornehmen würden, wieder in den Wohn- und Arbeitsbereichen eingesetzt werden“, führt Bernd Bietmann vom Wittekindshofer Gesundheitsdienst aus. Zwar könnten die Soldaten über die gesamte Woche eingeteilt werden, "bei uns sind sie nur von montags bis freitags im Dienst, damit sie am Wochenende nach Hause fahren können", berichtet Bietmann.

Untergebracht sind die Marinekräfte in einem Hotel, wo sie Frühstück und Abendbrot erhalten. Mittags werden sie von der Wittekindshofer Zentralküche versorgt. „Wir freuen uns über die Unterstützung, wollen aber auch den Einsatz angenehm gestalten. Die Corona-Krise ist für uns alle belastend. Wenn wir im Gegenzug durch freie Wochenenden und grundsätzlich gute Arbeitsvoraussetzungen sorgen können, tun wir das gerne“, sagt Bietmann.

Antrag auf Verlängerung

Hauptmann Oliver Müller-Hammerschmidt, der mit Oberstleutnant Peter Artelt und anderen Angehörigen des Kreisverbindungskommandos Borken die Kreisverwaltung über Unterstützungsmöglichkeiten der Bundeswehr auch in Zeiten der Corona-Pandemie berät und entsprechende Einsätze koordiniert: "Die Kameraden sind dankbar, wie nett sie beim Wittekindshof aufgenommen wurden. Als junger Mensch, der sich bei der Bundeswehr verpflichtet, erwartet man wohl etwas anderes, als in Einrichtungen der Eingliederungshilfe bei Schnelltest zu unterstützen. Aber die Einsatzkräfte sind wirklich zufrieden und sehr motiviert. Sie haben sich schnell auf die neue Situation eingestellt."

Der vom Wittekindshof gestellte Antrag auf Verlängerung des Einsatzes sei bereits bewilligt. In den Wittekindshofer Wohnhäusern in Gronau sind derweil die Corona-Schutz-Impfungen gestartet. 167 Personen, darunter 135 Menschen mit Behinderung und 32 Mitarbeitende, haben seit vergangener Woche den vollen Impfschutz. 23 weitere Männer und Frauen haben eine Erstimpfung erhalten. Die 135 Frauen und Männer mit Behinderung, die geimpft wurden, leben in den Wittekindshofer Annaheimen, gemeinschaftlichen Wohnformen der Eingliederungshilfe. Insgesamt leben dort 182 Menschen.

"Der Anfang ist gemacht", sagt Bernd Bietmann, der mit seiner Kollegin Karin Schlüsener die Impfungen organisiert, vorbereitet und begleitet hat: Im Café Klatsch auf dem Gelände des Wittekindshofes wurde das Impfzentrum eingerichtet. Die Impfstofflieferung erfolgte mit polizeilicher Begleitung. Vorgenommen wurde die Immunisierung von einem Team der Hausarzt-Praxis Münsterland.

"Dr. Volker Schrager und sein Team haben tolle Arbeit geleistet, großes Lob. Sie waren sehr empathisch und professionell im Umgang mit unseren Klienten und Klientinnen. Nun warten wir auf die Zuteilung weiterer Impfdosen", so Bietmann.

Regelmäßige Rücksprache

Ursprünglich hatte die Stiftung 450 Dosen für die erste Impfung angemeldet. Damit hätten alle Frauen und Männer in den gemeinschaftlichen Wohnformen, die aufgrund ihrer Behinderung sowie weiteren Erkrankungen zur hochvulnerablen Gruppe gehören, sowie Mitarbeitende geimpft werden sollen. Damit wären die Annaheime sowie weitere Wohnhäuser immunisiert worden. Die angemeldete Menge wurde jedoch nicht geliefert, da durch einen Landeserlass die Eingliederungshilfe aus der höchsten Priorisierungsgruppe genommen wurde.

"Das weitere Vorgehen hängt nun von den Behörden und Ministerien ab", erklärt Bietmann. "Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Kreis Borken und der dortigen Impfkoordination. Wir halten Rücksprache und fragen regelmäßig nach dem aktuellen Stand. Es ist eine sehr gute Verbindung zu den Behörden", betont Karin Schlüsener. Der Wittekindshof lege größten Wert darauf, die jeweils gültigen Regelungen einzuhalten.

"Das ist nicht immer ganz einfach. Wir verstehen, dass teilweise vielleicht Unverständnis herrscht, warum noch nicht alle Menschen mit Behinderung, die wir unterstützen, sowie ihre Mitarbeitenden geimpft sind. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass es in absehbarer Zeit stufenweise zu weiteren Impfungen kommen wird",  sagt Reiner Breder. Er freue sich über die hohe Impfbereitschaft von Mitarbeitenden wie Klienten – zum Schutz aller.

"Dennoch müssen wir weiterhin mit Einschränkungen leben und die von uns erstellten und mit dem Gesundheitsamt abgestimmten Sicherheits- und Hygienekonzepte streng befolgen bis ein Großteil der Bevölkerung geimpft wurde. Wann das so weit ist, bleibt abzuwarten", betont der Ressortleiter.